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SteelWing
2011
Delta Junction - Haines / Juneau
Die Route

Von Haines Junction aus geht es für die nächsten knapp 1'000 Kilometer meist in südöstlicher Richtung über Tok, Haines Junction nach Haines. Die Strecke folgt erst über ca 670 km dem Alcan, dem Alaska-Canada Highway. Der Alcan zweigt dann eher östlich nach Whitehorse ab, während mich meine Route weiter südöstlich nach Haines ans Nordende der Inside Passage führt.
Der Alcan wie auch der Haines Highway sind Bauten, die während des Zweiten Weltkrieges vorangetrieben wurden. Die Besetzung der Alëuten-Inseln durch die Japaner (nach Pearl Harbour geschehen) haben die USA weiter aufgeschreckt. Weil die Strasse in Eile gebaut wurde wurde hier und dort etwas gepfuscht - die Auswirkung ist, dass einige Teile, gerade nördlich von Haines Junction ewige Baustellen sind. Die Amis geben sich zwar alle Mühe, die Kanadier sind da aber nicht ganz so eifrig.

 

Samstag, 23. Juli - Ruhetag

Ich lege einen Tag Pause ein. Versuche vergeblich, Matthias oder Jessy zu erreichen, Zoé hat heute Geburtstag...
Dafür gehe ich gross einkaufen. Die Ware sollte reichen bis nach Haines, das gut und gerne 900 Kilometer weit entfernt ist. Daneben noch Fotos sortieren, Internet updaten - der Tag ist schnell herum.
Sitze bis spät abends noch im Waschraum. Dort ist der einzige Ort, wo man von einem garstigen Südostwind geschützt ist und das WiFi noch funktioniert. Leider aber nicht gut genug, so dass ich nicht alle Fotos hochladen kann.
Spätabends trifft Joanne (Jo) ein. Eine Amerianerin aus Utah (oder Hawaii, oder doch Australierin aus Perth?). Habe sie in Cantwell zusammen mit Marie und Johann kurz getroffen. Sie ist über Fairbanks ebenfalls Nach Delta Junction gekommen und fährt eine Zeitlang die selbe Strecke.


Sonntag, 24. Juli - Aufbruch nach Haines - zu zweit, zu dritt

Heute gehts einigermassen früh aus den Federn - 07:30. Die Fotos, die gestern nicht mehr durch den relativ engen Internetschlauch wollten lade ich heute noch hoch. Dann zusammenpacken, noch etwas mit Joe, dem Besitzer des RV Parks, quatschen und von ihm lernen, dass der weisse Staub, der gestern vom Wind umhergewirbelt wurde und die Sicht ziemlich stark einschränkte (und mein grünes Zelt in ein Weisses verwandelt hat), Gletscherstaub ist. Abgeschliffenes Gesteinsmaterial, durch den Fluss heruntergebracht, irgendwo deponiert und dann vom Wind weitergetragen.
Joanne und ich fahren gemeinsam los, denn bis Haines Junction sind unsere Wege die selben. Wir sind noch keine 3 km unterwegs, als vorm Dorfladen einer wie wild winkt - es ist Pete, ein Amerikaner aus Montana, den ich kurz auf dem Denali Highway getroffen habe. Auch er ist südöstlich unterwegs, wird aber kurz nach Tok nach Nordosten (Top of the World Highway) abzweigen.
So sind wir in einer Dreiergruppe unterwegs. Wir sind aber recht spät unterwegs und so ist es bereits nach 21:00, als wir nach über 100 km unser Tagesziel in Dot Lake finden. Die Milepost gibt dort einen Campingspot an. Dieser ist aber ziemlich verlassen, aber der Post-Office-Mann von Dot Lake (hat 33 Einwohner...) zeigt uns einen Platz, den wir benutzen können und öffnet uns auch die Türe zu seiner Waschküche, so dass wir unseren Food dort reinstellen können ohne dass er Bären anlockt.
Die Etappe ist ziemlich flach und Landschaftlich vor allem durch die grosse Weite beeindruckend. Highlight war aber ein Treffen mit Eric dem "Mushroom-Man". Der Typ macht die Strecke von Haines nach Fairbanks mit dem Velo, aber ausgerüstet ist er wie ein bestohlener Zigeuner. Auf seinem Gepäckträger hat er einen Plastikkübel montiert, in den er wild irgendwelche Sachen reingestopft hatte, und mit x Gummizügen hat er sonst noch jenes Material an seinen Drahtesel gebunden. Dazu quasselte er wie ein Buch, wir nehmen an, dass er seit Tagen niemanden mehr getroffen hat, mit dem er reden konnte.
Auf die Frage von Pete, ob er 'Weed' rauche antwortete er, er stehe eigentlich eher auf Pilze... So haben wir ihm noch an Ort und stelle den Roadie-Namen "Mushroom-Man" verpasst. Danach war bei uns alles, das nicht wir vorgesehen am Bike befestigt hatten "Mushroom-Style" - das sollte noch Auswirkungen haben.

Tag 24: Distanz: 103.52 km - Fahrzeit: 5h30 - Höhenmeter: 352 - Wetter: gut bis sehr gut, 27°C

Joanne und ich in Delta JunctionMit Pete unterwegsMushroom Man
















Montag, 25. Juli - Nasse Ankunft in Tok

Der Morgen beginnt noch sonnig, doch eine sich stetig verdickende Wolkenschicht macht früh schon klar, was uns heute noch erwarten sollte: Regen. Zu dritt ist man nicht mehr ganz so fix unterwegs wie noch alleine, und so wirds auch heute wieder spät (12:00) bis wir aufbrechen. Zu spät? Ja, definitiv! Die 77 km nach Tok sind zwar nach gut 4 Stunden bewältigt, aber dies waren etwa 30 Minuten zu viel. 8 Kilometer vor Tok bricht der Regen über uns herein und wir kommen pflotschnass in Tok an.
Die RV Park-Besitzer sind etwas 'uptight', wollen uns doch tatsächlich drei einzelne Plätze zu je 22$ verkaufen, anstatt uns auf einen zu lassen. Schlussendlich haben wir sie überredet uns auf einen zu lassen, dies mit dem Hinweis, dass wir heute Abend noch in ihre Bar kommen werden.
Nun ja, die Fahrt war aus landschaftlicher Sicht recht langweilig. Irgendwann mal hat man die Weiten des Landes gesehen. Gut, waren wir zu dritt unterwegs, so hatten wir immer was zu plaudern. Ich finde zwar dass Pete versucht krampfhaft lustig zu sein - und Jo findet tatsächlich, dass er ein lustiger Kerl ist...
Den Abend verbringen wir dann tatsächlich in der Bar. Wir haben schliesslich meine 1'000. Meile zu feiern.

Tag 25: Distanz: 77.39 km - Fahrzeit: 4h10 - Höhenmeter: 334 - Wetter: fahren in eine Warmfront hinein, kurz vor Tok schüttet es aus Kübeln.

Zeitung im verlassenen Outhouse in Dot Lake. Datum: 1.Juli 2008GletscherflussReflektionen in einem Pond















Dienstag, 26. Juli - ungewollter Ruhetag

Es hat die ganze Nacht geregnet und auch der Morgen war lange Zeit nass. So war bald klar, dass uns dieser Tag nicht weiter bringen würde. Jo hat zum Morgen/Mittagessen Zutaten für ein Burrito-Menu gekauft. Diese verschlingen wir heisshungrig! Währenddessen ist unsere Reisegruppe auf 4 angewachsen. Kanetomo, ein Japaner aus Osaka, ebenfalls mit dem Velo unterwegs hat einen Platz gleich neben uns bezogen, und so sind wir für kurze Zeit zu viert. Kanetomo wird morgen aber mit Ziel Anchorage nach Süden weiterfahren, wo er einen Flieger hat, der ihn nach Australien bringt. Von Jo erfährt er, dass zu dieser Jahreszeit in Australien nicht gerade Bombenwetter hersche... Er ist darüber ganz erstaunt und überrascht - da hat einer bei seiner Planung wohl keinen grossen Unterschied zwischen Nord- und Südhalbkugel gemacht...
Anyway, der Ruhetag kommt mir eh gelegen, denn hier aus Tok hat Kathrin eine Ladung Elche bestellt. So kleine, flauschige. Es braucht aber drei Anläufe, bis ich die Richtigen finde. Unser Einkaufsbummel geht im Liquor-Store weiter, wo wir uns mit flüssigem und ungesundem und Jasskarten für den Abend eindecken. Fürs Jassen (erklären) kann Kanetomo schlicht zu schlecht Englisch, so lassen wir es beim Tschau-Sepp, A...loch und einem Spiel von Pete.

Jo mit Speck für die BurritosAusgestopfter ElchDer zweite Kleber an meinem Göppel















Mittwoch, 27. Juli - Weiter geht's zu viert, zu dritt, zu zweit und... 360 Pfund!

Der Start in den Tag ist eher zäh. Jeder hat noch etwas zu tun und es dauert und dauert. Auch ich trage dazu bei, denn die Elche, die ich nach Hause schicken will habe ich tiptop in ner Kartonschachtel verpackt. Die Tante am Postschalter aber sagt mir direkt ins Gesicht, dass ich dies so nicht verschicken könne. "Warum?" will ich wissen. Ihre Antwort: "Die Sache sei in einer Kartonschachtel für Weine verpackt, und Sachen mit Alkohol-Aufschrift dürfen in den USA nicht versendet werden" ... Ein wenig sprachlos bin ich dann schon und ich äussere mein Unverständnis darüber ziemlich unmissverständlich. Immerhin ist die Post-Tante dann so gutmütig und stellt mir eine US-genehme-Schachtel mitsamt Klebeband gratis zur Verfügung, nachdem sie mir das Zeugs erst verkaufen wollte.
Schliesslich fahren wir los, es ist fast 15:00. Für genau 2 km mit Kanetomo, dann noch zu dritt. Nach weiteren 20 km biegt Pete links ab in Richtung Eagle und dem Top of the World Highway, so fahren Jo und ich noch zu zweit weiter. Natürlich haben wir unsere weiteren Routen diskutiert, und sowohl Pete wie auch ich wollen in Kanada den Cassiar-Highway fahren. Dies hat Jo dazu bewogen, ihre Pläne ebenfalls zu ändern und in Haines Jct nicht in Richtung Whitehorse, sondern wie ich nach Haines, Glacier Bay Nationalpark und dann von Skagway aus weiter.
Die Strecke nach Northway - es sind gut 80 km - sind in viereinhalb Stunden geschafft. Wieder war es recht flach und wenig abwechslungsreich. Wir freuen uns auf eine Dusche, aber die Betreiber des RV Parks denken nicht so unternehmerisch und haben den Shop bereits um 19:00 dichtgemacht. Naja, auch egal. Es verwundert uns etwas, dass der Kehricht hier nicht wie sonst in Bärensicheren Containern gesammelt wird, sondern in bloss zugedeckten Ölfässern. Wir beschliessen, unser Essen in die Höhe zu hängen, denn Bärenspuren finden sich hier und dort auf dem Camp.
Ein lustiger Moment geschah kurz ausserhalb Tok. Dort kamen wir an einer Weigh Station vorbei, einer Wägestation für (Kies-)Trucks. Wir sind kurzerhand dorthin abgebogen um uns wägen zu lassen. Jo war 280, Pete 300 und ich 360 Pfund schwer. 360, das hätte ich auch nicht geglaubt. 360 lbs sind etwa 160 kg. Davon wiege ich die eine Hälfte - und demnach mein beladener Göppel die andere - wow, habe nicht mit gerechnet...

Tag 27: Distanz: 83.56 km - Fahrzeit: 4h30 - Höhenmeter: 664 - Wetter: erst sehr gut, dann eine Schauer und danach wieder sehr gut

Meine drei Begleiter am heutigen MorgenWir drei fahren von Tok aus nach SüdwestenAlaska Highway Aussicht













Donnerstag, 28. Juli - Reeegen...

Der Tag beginnt mit Regen, Regen, Regen. Um 10 Uhr hört er kurz auf, was wir zum Morgenessen und Zusammenpacken nutzen. Danach gibts im Shop (jetzt hat er offen) einen heissen Kaffee, und dann gehts los. Wieder ist es schon weit nach Mittag. Kurz nach Abfahrt beginnt es wieder zu regnen - es sollte für weit über 2 Stunden giessen.
Und nun schlägt der Mushroom-Style zu: der Regen und der im Mushroom-Style beladene Trailer (Hab ich das schon erwähnt: Jo fährt mit einem Velo-Anhänger ihre Tour; sie ist von Anchorage nach Montreal unterwegs. Nun, dieser Trailer ist so ne zweirädrige (!!) fahrende Plastikbüchse, die drin und eben auch drauf alles hat, was Jo braucht) sorgen dann für den ersten kleinen Unfall des Tages: in einer Kurve und nach einen Schlenker um ein Schlagloch herum kippt der Trailer, schleudert umher und verfehlt mein Hinterrad nur um Haaresbreite. Nichts weiter geschehen, nur sind nun meine Bedenken bezüglich zweirädrigen Anhängern gerechtfertigt.
Nach etwa 50 km der nächste Mishap: komische Geräusche bei Jo's Velo, Blick nach unten, Vorderrad gerät von der Strasse und zack, schon liegt sie am Boden. Zum Glück in einer Steigung bei wenig Tempo. Ihr hat es nix gemacht, aber bei dem Teil der Trailerkupplung, die am Fahrrad befestigt ist, ist ein Haken gebrochen. Dies lässt sich einfach beheben, indem wir das Teil einfach verkehrt herum befestigen. Es ist aber jetzt schon klar, dass dieses Teil den Weg nach Montreal nicht überstehen wird. Jo meint dann auch, dass sie schon nach dem ersten Zwischenfall nicht mehr so wirklich Trailer-Fan gewesen sei - und nach dem Zweiten sei ihr klar gewesen, dass sie sich alsbald nach einer anderen Lösung umschauen muss.
Der Regen von aussen und der Schweiss von innen machen uns ziemlich zu schaffen. Jo ist deshalb fest entschlossen, die Nacht im Motel zu verbringen, das sich kurz vor der Grenze zu Kanada befindet. Nach etwas hin und her und der Besichtigung des total versumpften Campgrounds nebenan bin ich auch dabei. Das Schnäppchen von 90$ Zimmerpreis teilen wir uns. Das wirklich entscheidende aber war, dass dieses Motel in einer von Natel-Netz verlassenen Gegend zum einen Telefon wie auch WiFi hat. Denn Jo macht sich sogleich daran, ihre neue Ausrüstung (Ortlieb-Saccochen und Gepäckträger) zusammenzustellen. Dazu muss sie aber erst den einen Kollegen anrufen, der ihr Bike besser kennt als sie - und das gestaltet sich als nicht so einfach...

Tag 28: Distanz: 61.64 km - Fahrzeit: 3h30 - Höhenmeter: 624 - Wetter: schlecht bis miserabel, ca 12°C

Blick über die verregnete WeiteJo im RegenVisitor Center













Freitag, 29. Juli - Oh Canada...!

Ich schlafe trotz 'normalem' Bett schlecht. Liegt wohl daran, dass ich mir Matratzen nicht mehr gewohnt bin... Für mein Geschmack ist der Beginn des Tages seeeehr behäbig. Zu Beginn kann ich mich mit dem Update der Route im Internet noch etwas selber beschäftigen, aber danach ist's nur noch ein Warten, bis Jo ihre Abklärungen wegen den Saccochen etc. vorerst abgeschlossen hat.
Endlich auf dem Göppel radeln wir zuerst dem Regen davon. Beim kanadischen Zoll aber holt er uns ein und verschifft uns ein weiteres Mal. Ein kurzer Stopp in Beaver Creek kommt uns gelegen, denn dann ist die Schauerwolke schon vor uns und hinterlässt nur eine nasse Strasse.
Wir sind nun schon den dritten Tag unterwegs nach Südosten. Wir machen zwar keine Monsteretappen, dennoch habe ich beim betrachten der Karte das Gefühl, dass wir kaum vorankommen. Dies liegt aber an der unglaublichen Weite dieses Flecken Erde hier. Landschaftlich ist es durchaus mit der Schweiz zu vergleichen, doch was bei uns anders ist sind die Dimensionen von Alaska und dem Yokon Territory.
Heute stoppen wir beim White River RV Park - dem einzigen unterhaltenen Camping weit und breit. Dort aber sagt uns die Besitzerin - eine ausgewanderte Irin - dass sie uns nicht erlauben kann zu campieren. Erst gestern Nacht hätte ein Grizzly mit seiner Tatze ein Zelt "gestreichelt" und Bären seien hier viele zu finden. Auf die Frage, was als Alternative in Frage käme meinte sie, entweder ein Campground 30 km weiter, oder sie könne uns einen alten Wohnwagen geben. Der sehe von aussen etwas alt aus, sei aber in tiptopem Zustand. Wir entscheiden uns für Letzteres, da wir schon 93 km in den Beinen haben.
Für die, die den Domaso-Wohnwagen kennen: nehmt den als Masstab und macht ihn in Gedanken noch mindestens 20 Jahre älter. Dann ist etwa der Zustand erreicht, in der sich unsere Karre befand. Ich penne auf dem Boden, letzte Nacht auf der Matratze war ja nicht gut :-)
Btw Kanada: kaum auf kanadischem Boden sehen wir einige huntert Meter vor uns einen schwarzen Haufen auf dem Boden. Beim näherkommen bewegt sich dieser aber. Ein recht junger Schwarzbär! Wir sind nicht sicher, ob sich dieser noch in Begleitung seiner Mutter befindet und sind entsprechend vorsichtig. Irgendwann beginnen wir, mit unseren Bärenglocken zu läuten, worauf der Bär schnaubend und schnaufend das Weite sucht. Eine Mama-Bär konnten wir nicht ausmachen.

Tag 29: Distanz: 93.27 km - Fahrzeit: 5h15 - Höhenmeter: 580 - Wetter: immer bewölkt, mal etwas Sonne, mal etwas Regen, in der Nacht Regen.

Pond kurz vor der GrenzeOh Canada...!Grünes Meer













Samstag, 30. Juli - Etwas säuerlich...

Es regnet die ganze Nacht hindurch bis um etwa halb elf, und es ist jetzt schon klar, dass nix ist mit Ziel Destruction Bay (ca. 130km). Dies haben wir gestern mal so vorbesprochen, auch auf Anraten der Camp-Besitzerin. Dazu kommt, dass Jo nach dem Morgenessen noch lange an der Strippe hängt, um das mit ihrer Ausrüstung vollends abzuklären. Nun, ich habe vollstes Verständnis für die Situation, und auch der Regen hat den Start in den Tag nicht eben beschleunigt. Dennoch bin ich leicht angesäuert, weil ich meine Entscheidungen nur noch eingeschränkt nach meinen Rhythmus treffen kann. Ohne Jo auch nur die kleinste Schuld geben zu wollen sehne ich mich nach meiner Unabhängigkeit der ersten beiden Etappen. Ich beginne heute mal damit ihr zu sagen, dass es mir recht wäre, früher in den Tag starten zu können.
Mein angesäuertes Wesen kommt dann kurz zum Vorschein, als sich wenige Meter vor uns wieder ein Bär auf der Strasse rumtollt. Diesmal etwas grösser und weniger ein Problem. Den will ich fotografieren! Doch Jo verscheucht in mit ihrer Veloglocke - mann, jetzt bin ich aber möff!
Der nächste Stop machen wir bei einer Bäckerei mitten im Nirgendwo. Diese wird von zwei Franzosen geführt und bietet den ersten guten Kaffee seit langem an! Der nächste Stopp geht dann auf meine Kappe. Habe schon nach 35 km wieder eine gebrochene Speiche erlitten, und nach weiteren 25 km auf rüttelnder Strasse ist mir nicht mehr wohl und ersetze sie. Dies kostet 45 Minuten - tja, ein Unglück kommt selten allein. Das Nächste kommt nur 10 km später, denn da bricht auch Jo's zweiter Haken der Anhängerkupplung. Jetzt gibts noch genau zwei Möglichkeiten: entweder wir (ich) binde das Teil mit Jo's Wäscheseil an den Rahmen, oder sie macht Autostopp und lässt sich schon mal nach Haines Junction bringen.
Fürs erste gelingt die erste Operation mit dem Wäscheseil. So machen wir noch knapp 25 km bis wir für die Nacht stoppen - bei einem Viewpoint über dem Kluane River. Ich feue mich jetzt schon auf den Kluane Lake - der müsse traumhaft sein!
Btw: mein Vorschlag, morgen etwas zeitiger aufzubrechen wird von Jo sehr wohlwollend aufgenommen.

Tag 30: Distanz: 92.57 km - Fahrzeit: 5h10 - Höhenmeter: 556 - Wetter: wurde immer besser, um 23:00 keine Wolken mehr am Himmel, 20°C

Unsere Schrottlaube (die weisse, grosse)Alaska Highway AussichtReflektionen











 

Alaska Highway AussichtOn the RoadKluane River













Sonntag, 31. Juli - Wir haben einen neuen Gegner

Das schöne Wetter von gestern hat angehalten. Dies bringt uns dazu, unsere nassen Sachen an der Sonne zu trocknen. Trotz dieser Aktion sind wir bereits um 10:20 auf der Strasse, um möglichst viele der 150 verbleibenden Kilometern nach Haines Junction zu absolvieren. Doch bald schon ist klar, das wird eine saumässige Plackerei heute. Grund: Gegenwind ohne Ende! Wir stoppen in Burwash Landing (25 km), wo's für beide einen Burger gibt (dieses Oatmeal zum Morgenessen ist gar nix, die Energie ist im Nu wieder draussen) und in Destruction Bay (35 km) und schliesslich im Cottonwood RV Park. Dies bereits um 17:00 und nach erst 70 km, aber das ist irgendwie ok, denn der Gegenwind hat gewaltig an uns genagt.
Kluane Lake - das kann ich jedem nur empfehlen. Die Gegend dort ist wunderschön, mit einem See, dessen Wasser alle Farbtöne zwischen tiefblau, smaragdgrün und türkis durchläuft. Das interessante an diesem See ist, dass er vor rund 400 Jahren seine Ausflusssrichtung geändert hat! Erst nahmen seine Wasser den relativ kurzen Weg südwärts in den Golf von Alaska, doch dann kam ein Gletscher (die damals noch wacker wuchsen), staute den Ausfluss und damit den ganzen See. Dessen Level hob sich um 10 Meter und durchbrach dann einen Durchfluss nordwärts. Nun entleert sich der See in die Drainage des Yukons und macht somit das zehnfache des Weges in die Bering-See.

Tag 31: Distanz: 69.40 km - Fahrzeit: 4h45 - Höhenmeter: 414 - Wetter: schön, 22°C aber Gegenwind

Kluane LakeBaumkreuzung...Fahrt zum Kluane Lake hinunter










 


Montag, 1. August - Hügliger Nationalfeiertag

Zum Morgenessen bringt uns unser Zeltnachbar zwei selbstgebackene Zimtrollen - fein! Für mich gibts neben dem unnützen Oatmeal gleich noch eine Packung Nudelsuppe. Dies hält dann tatsächlich einiges länger hin! Wir sind auch heute bei schönem Wetter und bereits um 10:45 unterwegs. Die Energie stimmt heute wieder und ich komme gut voran. Jo kämpft ein wenig. Auch heute pfeift uns der Gegenwind gehörig um die Ohren. Abfahrten im Gegenwind sind n'ziemlicher Seich, denn bei 10% Gefälle sollten mehr als 35 km/h drinliegen. Hier vorneweg, es sollte nicht besser werden, und in einem Fall ist mir passiert, dass mich der Gegenwind in einer 5%-Abfahrt auf 0 abgebremst hat... Egal, so hatten wir nicht nur bergauf zu pedalen, sondern auch bergab.
Die Strasse führte uns heute über einige Hügel, doch deren waren wir uns bewusst. Entlang der Strecke gab es auch heute wieder einige grandiose Ausblicke. Ich geniesse das Fahren wo ich nur kann.
Gegen 17:00 waren wir dann in Haines Junction, und ich bin ein weiteres Mal erstaunt, wie so eine handvoll Häuser auf der Landkarte so gross angeschrieben sein kann - Staufen for Capital! So stellen wir die Zelte auf, duschen und gehen einkaufen. Immerhin hat dieses Kaff hier eine Bar, und weil heute unser Nationalfeiertag ist gehen wir dorthin.
Nur gut, dass diese Bar nicht mein Stammlokal ist. Denn das wahre Original dort ist die Bar"dame", die uns bereits um 19:00 mit rauher und rauchiger Stimme die gröbsten Drinks andrehen wollte. Nun, um euch ein Bild dieser Frau machen zu können nehmt am besten ein Lucky-Luke-Heft und sucht eine Szene in einer Wildwest-Bar. Dann nehmt ihr die Puffmutter dort, macht sie etwa doppelt so rund und runzlig und radiert noch den Glimmstengel aus ihrem Mund raus - dann kommen wir in etwa hin :-) Diese Lady hat dann auch noch Jo über den Tisch gezogen, indem sie ihr erst das Benutzen des lokalen WiFi erlaubt hat, ihr danach aber mit der Begründung 'zu starke Nutzung' 10$ abgeknöpft hat...

Tag 32: Distanz: 81.96 km - Fahrzeit: 5h00 - Höhenmeter: 676 - Wetter: so wie gestern

Kluane Lake in der MorgensonneGegend um den Kluane LakeSeeufer






 



 

 

Kluane NationalparkSulphur Lake20'000 Höhenmeter110













Dienstag, 2. August - Abfahrt alleine

Ich mache mich heute morgen alleine auf den Weg. Obwohl Jo früher aufstand und sich mit weniger Material herumzuschlagen hatte war sie später dran als ich, und als sie dann noch sagte, sie müsse zur Post und nochmals in den Laden hab ich ihr gesagt, dass ich schon mal abfahre. Sie werde mich aber schon einholen.
Beim Kathleen Lake, einem weiteren See, der ein Ausflug alleine schon wert ist mache ich dann einen längeren Aufenthalt. Ich denke nun, dass Jo eh an mir vorbei ist und fahre nun etwas zügiger. Nach gut 40 km macht's dann plötzlich 'zoooiiiing', und meine 4. Speiche hat's zerrissen. Alle am Hinterrad. Irgendwie kein Wunder bei 360 Pfund Gesamtgewicht. Der Chabis ist aber, dass dies nun meine letzte Ersatzspeiche fürs Hinterrad braucht. Zu glauben, dass bis Vancouver nun keine mehr bräche ist purer Optimismus - ich werde nach Juneau müssen, dort gibts nen Bikeshop. Ich hoffe mal, dass die dort 238mm-Speichen haben, sonst muss ich fragen, ob sie längere haben, die ich dann zusägen kann.
Jedenfalls bin ich gerade fertig mit Speichenwechseln, als Jo auch dort eintrifft - sie war also hinter mir?!? Gemeinsam gehts dann weiter. Ein Ziel habe ich mir heute keines gesetzt - so lange wie ich mag halt. Irgendwann stellt sich heraus, dass der Million Dollar Falls Campground in etwa gerade richtig gelegen kommt. Nach 95 Kilometern, 900 Höhenmetern und wiederum: viel 'Schwoudere u Chaschpaaggere' im Gegenwind.
Unterwegs gibts noch einen Abzweiger in ein First Nations Dorf namens Klukshu. Dies ist etwa einen Kilometer weg vom Highway, und auf dem Weg dorthin fahre ich etwa 3 Meter an einem Bären vorbei, ohne ihn zu bemerken. Erst als der Bär mich bemerkt rennt er davon. Diesmal bin ich der Trampel, der die Möglichkeit auf ein Foto verpasst hat. Jo dahinter hat sich köstlich amüsiert.
Beim Million Dollar Falls Campground gibts eine Serie von ganz schönen Wasserfällen. Verbringe noch etwas Zeit dort, um etwas mit der Kamera zu experimentieren. Längere Belichzungszeiten und fliessendes Wasser haben mir schon immer gefallen.

Tag 33: Distanz: 95.04 km - Fahrzeit: 6h15 - Höhenmeter: 902 - Wetter: schön, 15-20°C

Kathleen LakeQuill CreekTakhanne Falls beim Million Dollar Falls Campground










 


Mittwoch, 3. August - Monster-Tag

Eines vorneweg, heute war einiges los! Ich stehe bereits um 07:00 auf, denn der Tag mit Chilkat- und Three Guardsmen-Pass wird lange genug. Das Zischen meines Kochers bringt auch Jo aus ihren Federn, und etwas verwundert über meine senile Bettflucht macht auch sie sich daran, ihre Morgenration zuzubereiten. Dazu muss sie erst ihren Foodsack holen. Diese verstauen wir von der Hinterseite her der bärensicheren Kehrichtbehältern. Dummerweise sind diese Dinger zwar Bären- nicht aber Mäusesicher. Die Maus hat sich durch den Plastik gefressen und sich an einem grossen Teil der Kruste ihres mit Käse überbackenen Brotes gütlich getan, bevor sie (die Maus) dann noch hintenraus etwas in Jo's Pfanne hat fallen lassen. Dies war mal Schock Nummer eins.
Schock Nummer zwei kam stante pede. Der rechte Reifens ihres Trailers hatte nen Plattfuss. All dies hat sie so verzögert, dass ich sicherlich 45 Minuten oder mehr hätte warten müssen. Das wollte ich nicht und bin deshalb, so wie gestern, losgefahren. Ich würde bei der kanadisch-amerikanischen Grenze warten. Doch erst gab es Hindernisse auf der Strasse zu bewältigen. Nicht in Form von Tieren, sondern Menschen, die komische Weisungen haben. Einen Streckenabschnitt von etwa einem Kilometer länge war nur auf einer Spur befahrbar, weil die andere bearbeitet wurde. Der Verkehr wurde von zwei Ladies geregelt, die je an einem Ende den Verkehr aufhielten bis die Durchfahrt nach Absprache mit der Gegenstelle wieder frei war. Dabei fuhr immer so ein 'Pilot Car' als erstes Auto hin und her.
Ich bin zwar 360 Pfund schwer und nicht ganz so schnell wie ein Auto. Dafür bin ich schmal und habe Augen im Kopf, aber die Tante auf meiner Seite sagte beharrlich, dass ich hier nicht durchfahren könne. Ich müsse das Velo hinten auf den Pilot Car verladen. Da half alles argumentieren nichts, ich musste alles abladen, auf den Pickup hinten raufbugsieren und am anderen Ende der Strecke wieder auf den Göppel laden.
Weiter, nach ziemlich genau 53 km und kurz vor der Passhöhe des Chilkat-Passes hielt ein weiterer Pickup neben mir an, und aus dem Pickup raus winkte Jo mir zu. 'What the f...?' Nun ja, sie hätte einen weiteren Platten erlitten und der Trailer sein unkontrollierbar umhergeschlingert, da hätte sie gestoppt und den Daumen in die Luft gehalten. Die Jungs im Pickup hätten angehalten und sie gerettet. Wir besprechen kurz, was wann wo wie und kommen darauf, dass sie am ehesten gleich nach Haines soll, denn von dort hätte sie ne Fähre nach Juneau, wohin sie auch ihre Saccochen bestellt hätte. Wir verabschieden uns mit "I'll see you when I see you" - wann und wo auch immer das sein mag.
Die Hindernisse des Tages sind um diese Zeit nicht mehr weit, wobei der Hauptteil mit dem Chilkat bereits grösstenteils bewältigt war. Der Highway führt in dieser Gegend über rund 1000 müM durch alpines Tundragebiet. Leider war der Himmel stets bedeckt und nur selten drang die Sonne durch. Dennoch konnte ich die Fahrt durch das Tal und über die Pässe geniessen - dem abermaligen Gegenwind zum Trotz. Der gehört hier halt einfach dazu. Auf der Südseite des Three Guardsmen geht's dann fast 20 km bergab zur Grenze zurück in den Südteil von Alaska. Unterwegs liegt da plötzlich noch ein Wrack eines abgestürzten Flugzeugs am Strassenrand - dies war aber schon vor längerer Zeit runtergekommen. Was da geschehen war konnte ich aber nicht in Erfahrung bringen.
Von der Grenze bis nach Haines sind es 'nur' noch 40 Meilen, also etwa 64 Kilometer. Für eine kurze Zeit überlege ich mir ernsthaft, dies heute noch zu Ende zu fahren. Das wäre dann ein 150km-Tag. Doch ich entscheide mich dagegen. Ich stoppe am Mosquito Lake Campground, den ich aber erst im zweiten Anlauf nach einer wilden Fahrt durch einige Hinterhöfe und auf der Flucht von einigen Hunden finde. Ich hätte glaubs keine Sekunde gezögert, meinen Bärenspray gegen diese Viecher einzusetzen, wären sie mir zu nahe gekommen.
Am Schluss war der Tag mit 117 km der zweitlängste der ganzen Tour. Doch mit über 1000 Höhenmetern war er noch etwas hügliger als die Etappe von Nenana zur Denali NP Entrance - und - vor allem mit viel mehr Gegenwind. An dieser Stelle ein grosses Merci an den paraworld-Windstopper. Ohne den wäre ich wohl schon nach 10 km bis auf die Knochen durchgefroren gewesen.

Tag 34: Distanz: 117.07 km - Fahrzeit: 8h40 - Höhenmeter: 1030 - Wetter: immer bewölkt, 10-12°C

Nordseite vom Berg 'Three Guardsmen'Diese Strasse liegt schon hinter mirGletscher voraus










 

 

Mal wieder mein GöppelFlugzeugwrackMosquito Lake










 


Donnerstag, 4. August - Zack-zack!

Mein Plan heute ist - logisch, nach Haines zu kommen. Doch vielleicht nicht genug damit! Je nachdem ob heute eine Fähre nach Juneau fährt (die sollen anscheinend nicht jeden Tag verkehren) würde ich diese nehmen. Weil ich aber keine Ahnung vom Fahrplan der Alaska Marine habe gehe ich lieber auf Nummer sicher. Ich wecke lasse mich bereits um 06:00 wecken und versuche um 08:00 aufbrechen zu können. Das gelingt fast: 08:15 - bis ich merke, dass ich beim Grenzübertritt von Kanada nach Alaska wieder in eine andere Zeitzone gefahren bin - es ist 07:15. Der Gegenwind ist so früh am morgen noch nicht da, aber um 08:30 meldet auch er sich wieder. In der Nacht hat's zudem geregnet und erst aufgehört, als ich losfuhr.
Ich habe mich gestern auch deswegen gegen eine direkte Durchfahrt nach Haines entschieden, weil ich die Gegend rund um den Chilkat River bewusst geniessen wollte, und nicht im halbdunkeln die Gegend verpasse. Dies hat nun keine Relevanz mehr, denn in der Bewölkung sehe ich nicht viel mehr. Tja, Pech gehabt.
In Haines erkundige ich mich erstmal, ob und wann eine Fähre geht - und ich werde positiv überrascht, dass um 15:00 eine Fähre geht!
Check-In dafür ist bereits um 13:00, also gibts nicht mehr viel Zeit zu verlieren und ich mache mich auf an den ausserhalb gelegenen Ferry Terminal. Die Ferry hat ziemlich Verspätung, wohl soviel, dass nix mehr ist mit offenem Veloshop. Das ist dann halt der wichtigste Punkt morgen.

Tag 35: Distanz: 64.47 km - Fahrzeit: 3h53 - Höhenmeter: 326 - Wetter: In der Nacht Regen, während der Fahrt einige Tropfen, bewölkt, 12°C

Wow, romantisch!Das sollte der Ozean sein...... und dies sollte ich sein...












Zusammenfassung der dritten Etappe von Delta Junction nach Haines:
Distanz: 947.01 km
Fahrzeit: 57h03
Höhenmeter: 6'448
Durchschnittssgeschwindigkeit: 16.6 km/h
Max. Geschwindigkeit: 67.5 km/h

Totale Tour bisher
Distanz: 2426.6 km
Fahrzeit: 161h34
Höhenmeter: 22'371


Freitag, 5. August - Speichen, Speicheeeen!

Bald mache ich mich auf, um in Juneau nach den begehrten Speichen zu fragen. Dazu sollte ich am ehesten den Bus nehmen, rät die Camping-Lady und erklärt übergenau, wie alles funktioniert mit dem ÖV hier. Den Shop von Cycle AK finde ich dann auch ohne Probleme und so betrete ich voller Hoffnung auf 238mm-Speichen den Laden.
Die Ernüchterung kommt bei Fuss: 238er? Nö, die kleinsten die wir haben sind 240er. Na gut... die 2mm kann man absägen, aber dann ist das Gewinde zu kurz. Egal, ich kaufe mir 10 Stück und hoffe, dass ich irgendwie an einen M2-Gewindeschneider rankomme. Das M steht für metrisch - in den USA ein komplettes Fremdwort, noch nie, nie gehört! So muss ich trotz mehreren Anläufen bei verschiedenen Stellen damit leben, dass ich Kanada eher fündig werde.
Ich erkundige mich beim Visitor Center auch danach, wie ich am besten in den Glacier Bay Nationalpark komme. So einfach ist das nicht... Die Fähre fährt Montags und Mittwochs, sonst gäbe es noch das Flugzeug. Ich lasse das mal so sein und entscheide, dass ich hierüber später entscheiden werde. Die Camping-Lady hat nämlich noch was von ner Tour zum Tracy Arm Glacier, südlich von Juneau geschwärmt. Ich werde erst mal dies machen, und dann entscheiden, ob ich die paar Tage investieren soll, um in den Glacier NP zu gehen.


Samstag, 6. August - Tracy Arm Glacier

Wow, da hat die Camping-Lady aber nen guten Tip gegeben! In einer Fahrt mit einem kleinen Kutter habe ich zusammen mit einer etwa 50köpfigen Reisegruppe alles gesehen, was man sich wünschen kann: Wale, Seehunde und als Dessert einen Gletscherabbruch von ganz massiv grossen Dimensionen.
Das lustige an der Tour war folgendes: das Wetter war nicht ganz so gut, deshalb fuhren die Leute die meiste Zeit im geheizten Salon des Schiffs mit. So auch ich. Sobald aber irgendjemand 'Whale, Whale!' schrie, gab es immer welche (meistens die gleichen) die sich mit Kamera bewaffnet aus der Türe stürzten um ein Foto zu erhaschen - jedoch meist zu spät.
Gut, die Wale hatten Mitleid mit uns und sind des öfteren aufgetaucht, deshalb kamen wir alle zu unseren Wal-Bildern.
Der Tour-Anbieter garantiert aber auf seinem Flyer, dass man einen Gletscher kalben sieht, also blieb er relativ lange in der Bucht vor dem Gletscher stehen (oder sagt man bei Schiffen liegen? - Egal!). Jedenfalls war es empfindlich kühl, und nach etwa 30 Minuten waren ausser ich und einem Matrosen keine Leute mehr auf dem Deck draussen, als der Gletscher tatsächlich einen ganz ordentlichen Teil seines Eises dem Meer übergab.
Auf den Bildern hat man keinen Grössenvergleich, und auch für uns war es schwierig abzuschätzen, was wie hoch aufragte. Der Matrose aber sagte mir, dass der Abbruch etwa 50m über dem Meeresspiegel geschah, und die Eismassen selbst nochmals 50m hoch waren. So wie der Tsunami darauf unser Boot geschüttelt hat glaub ich ihm das gerne. Ich war trotz aller kamerawütigen Leute der einzige, der gute Bilder des Abbruchs in der Kamera hatte. Schon jetzt war für mich klar, dass ich den Glacier NP nicht mehr unbedingt besuchen muss - ich habe das Glück ziemlich sicher schon aufgebraucht.
Bei der Rückkehr ans Land winkte mir plötzlich jemand entgegen. Es war Jo, die genau hier auf ihre Kollegin wartete - wie klein die Welt doch ist. Als diese eintrifft laden sie mich für morgen Sonntag gleich zu irgendeiner Bootsparty ein - ich bin mir da noch nicht so sicher, denn um 16:30 würde eine Fähre nach Skagway gehen.
Btw: irgendwie geht hier einem das Gefühl für die Distanzen verloren. Denn für die Tour musste ich um 07:15 am Hafen sein. So früh fährt kein Bus. 'Also müsse ich ein Taxi nehmen' sagte die Camping-Lady am Abend davor, worauf ich entgegnete, ich könne ja auch mit dem Göppel gehen. Gesagt, getan. Doch erst am Abend vor dem Retourfahren mehrke ich, dass ich ohne mit der Wimper gezuckt zu haben gesagt habe, dass ich noch vor dem Morgenessen schnell von Lenzburg nach Olten fahre, um auf unseren Kutter zu gelangen...


Sonntag, 7. August - Hang Loose

Ich habe gestern spät irgendwann entschieden, dass ich nicht heute auf die Fähre gehe, sondern erst morgen. Es war irgendwie die Suche nach dem kleinsten Übel: heute geht die Fähre um 16:30 und ist gerade mal um 23:00 in Skagway. Etwas spät. Morgen geht die Fähre dafür bereits um 05:45 - und eine Stunde vorher ist Check-in. Und der Tag darauf - das war mir dann schon wieder zu spät, gleich zwei Tage rumhängen an einem Ort wo es 300 Tage im Jahr regnet - naja...
Also hab ich dies Jo geschrieben, die ja auf diese Bootsparty wollte, doch diese Party war entweder erfunden oder nicht heute oder was auch immer, jedenfalls waren wir nicht dort. So ging ich mal die Passage auf der Fähre buchen, und als ich wieder zurück auf dem Campingplatz mir etwas zu essen machte, steht plötzlich Jo wieder vor mir - sie hätte zig Pannen gehabt, sie wäre jetzt aber mit einem Kanu da um rausfahren zu können. Hab ich da was verpasst? - offensichtlich ja, aber ich bin ja halt nicht ständig per Mail erreichbar. Ich bedanke mich, lehne aber ab weil ich den Abend sonst schon verplant habe.
Ich gehe zum Mendenhall-Gletscher, sozusagen Juneau's Hausgletscher. In dessen Gegend sei es Wahrscheinlich, dass sich einige Schwarzbären an den Flussaufwärtsschwimmenden Lachsen verköstigen.
Tatsächlich sehe ich dutzende bereits roter Lachse, eine ganze Reihe von Fischkadavern und auch einem Bären-Jungtier hoch auf einem Baum, aber beim Fischen konnte ich keine Bären beobachten. Irgendwann wars zu dunkel, und ich gehe ins Zelt. Die Nacht wird kurz genug.

Stachelschweinehemaliger Bären-Foodzukünftiger Bärenfood










 

 

Weisskopf SeeadlerWeisskopf SeeadlerSchwarzbär - aber ein kleiner









 

In Juneau: Distanz: 86.55 km - Fahrzeit: 4h20 - Höhenmeter: 362
 

 
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