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2011
Skagway - Cassiar Hwy - Prince Rupert

Die Route

Ich habe mir ein wenig den Kopf zerbrochen, wie ich diese Route auf der Homepage darstellen soll. Aufgeteilt in 3 Teile, alles am Stück? Ich habe mich für alles am Stück entschieden, weil in 3 Teilen der erste und vor allem der dritte Teil zu Mini-Etappen verkommen wären.
Also, da ist sie, die bisher längste Etappe. Mit über 1700 Kilometern fast doppelt so lange wie die bisher längste - doch leider ist es gleichzeitig auch die misslichste Etappe der vier bisher gefahrenen.
Aber der Reihe nach: Nach dem frühen Start in Juneau gelange ich mit der Fähre nach Skagway. Dort beginnt alles noch tiptop, denn ich fliege fast den White Pass empor. Der anschliessende Tag bringt mich zurück auf den Alaska-Canada-Highway (AlCan), dem ich 360 km nach Watson Lake folge. Kurz davor biegt der cassiar Highway nach Süden ab. Auf diese Strecke freue ich mich besonders - aber der Norden British Columbias mag mich nicht so. Zwischen dem 10. und dem 24. August regnet es an jedem Tag. Mal mehr, mal weniger, mal kürzer, mal länger.
Am Südende des Cassiars biege ich nach Westen ab. Dort liegt, noch 240 km entfernt, Prince Rupert an der Pazifikküste. Von dort nehme ich die Fähre(n) in den Süden nach Vancouver.


Montag, 8. August - Los in aller Frühe

Tagwache ist für mich um 03:00... Morgenessen, zusammenpacken - alles in finsterer Dunkelheit. Ich glaube ich habe nichts vergessen. Jedenfalls geht der Zeitplan tiptop auf und ich bin um 04:45 auf dem Schiff. Die Abfahrt komme ich gar nicht mehr mit über, bin schon wieder am pennen. Die Fahrt nach Skagway ist dann auch schnell vorüber, und ich kann mich auf die nächsten Dinger konzentrieren: erstens brauche ich eine Post, um etwas nach Hause zu schicken, zweitens wartet der White Pass auf mich. 1000 Höhenmeter auf etwa 14 Kilometer verteilt.
Der White Pass Trail wurde als einfachere Alternative zum Chilkoot Trail zu Zeiten des Klondike-Goldrushes erkundet. Tatsächlich war er weniger hoch und weniger steil, aber so schlecht ausgebaut, dass gegen 3000 Pferde auf dem 'Weg' verendeten, bevor das ganze Material der Stampeder über den Pass transportiert war. Erst der Bau der White Pass/Yukon Railway hat dann dem Chilkoot den Rang abgelaufen.
Ich merke die paar velofreien Tage und komme tiptop voran. In weniger als 3 Stunden bin ich oben und kann mich ans runtersausen machen. Doch damit ist nichts. Zum einen, weil der White Pass Maloja-like auf der einen Seite zwar hoch, auf der anderen aber nicht wirklich runter geht. Zum anderen, weil es unterwegs so schöne Stellen gab, dass ich einfach bremsen, fotografieren und geniessen musste.
Nach 47 km an diesem Tag war dann Schluss mit fahren, und ich campierte an einer Stelle wo ich erst zu spät ein 'No Camping'-Schild entdecke. Who cares? Mich nicht und die anderen Touris auch nicht.

Tag 39: Distanz: 47.67 km - Fahrzeit: 4h20 - Höhenmeter: 1212 - Wetter: etwas bewölkt, zeitweise sonnig, 18°C

Leucht'turm' in der Inside PasageBahnhof SkagwayGoldsucherdenkmal










 

 

Fassade in SkagwayBrücke über den Moore CreekDa vorne ist die Passhöhe










 

 

Yep, did it!White Pass und die White Pass/Yukon RailwayMondaufgang













Dienstag, 9. August - Neuer Distanzrekord

Ich spüre schon am Morgen, dass es heute ziemlich weit gehen könnte. Fahre bereits um 09:00 ab, halte aber schon nach 3 km wieder. Dort ist die Yukon Suspension Bridge, eine Touri-Anlage, die so mitten ins Nirgendwo gestellt wurde. Die Suspension Bridge überspannt zwar nicht den Yukon, aber einer seiner Zuflüsse. Mehr dazu später.
Danach brachte mich die Strasse nach Carcross (dies ist nicht ein Ort wo Autos sich kreuzen, sondern es ist eine Zusammenkürzung von Caribou Crossing), einer traditionellen First Nations-Siedlung, die wegen der dort Halt machenden White Pass-Yukon-Railway mehr zu einem Touristen-Retortenort verkommen ist. Danach zweigt mein Weg ab in die Tagish Road, die mich zurück auf den Alaska-Canada-Highway, kurz AlCan bringt. Diese Tagish Road führt am Ort Tagish vorbei, auch der einer mit Bedeutung für die First Nations dieser Gegend. In Tagish hatte ich schon knapp 100 km auf dem Zähler, doch fürs Haltmachen wars noch viel zu früh.
Diese Strecke führte mich an einigen Seen vorbei, die von den Goldsuchern des Klondike Goldrushes benutzt wurden, um in selbst zusammengebastelten Booten über den Yukon River nach Dawson City zu gelangen. Diese Seen hier gehören zu den Headwaters des Yukon. Der Ausfluss des Tagish Lake fliesst in den Marsh Lake, und dessen Ausfluss heisst zum ersten Mal Yukon River. Von dort bis zu seiner Mündung in die Bering Sea legt er sagenhafte 3'000 km zurück. Man sagt, dass man in der Mitte der Flussmündung die beiden Ufer nicht mehr sehen kann.
20 Kilometer später biege ich auf den AlCan ab - nun bin ich wieder auf der 'Grossen Strasse', die von hier westwärts nach Watson Lake und dann südwestlich bis nach Dawson Creek führt.
Am Verkehr des AlCan hat sich seit Haines Junction nichts geändert. Schon nach 500 Metern ist mir klar, dass ich diese Strasse nicht mag und meine Meinung kaum ändern werde. Nur, auf dieser Strasse werde ich 340 km strampeln müssen. Doch heute sind es erst mal nur deren 13, denn dann finde ich neben einer Rest Area einen Flecken Land, auf der ich mein Zelt aufstellen kann. Über 132 km sind am Schluss auf meinem Tageszähler. Und wirklich nur flach waren die auch nicht: 1180 Höhenmeter kommen auch noch gleich dazu.

Tag 40: Distanz: 132.66 km - Fahrzeit: 7h00 - Höhenmeter: 1180 - Wetter: meist bewölkt, kurze Aufhellungen, 18°C

Yukon Suspension BridgeYukon Oberläufe / HeadwatersTramways/Seilbahnen aus Goldgräberzeiten










 

 

Alte Yukon-Lok in CarcrossDurchfluss vom Tagish- in den Marsh-Lake. Dessen Ausfluss ist der Yukon RiverZurück auf dem AlCan








 




Mittwoch, 10. August - Brücken-Tag

Der Tag beginnt superschön und so trocknen die Kondenswasser-feuchten Sachen schnell. Nach 32 km bin ich in Johnson's Crossing, nach 86 in Teslin (ebenfalls einer First Nations Siedlung, die eine ziemlich lange Brücke mit Metallgitter als Fahrbelag hat. Ich bin froh, dass dieses trocken ist und kein Gegenverkehr entgegenkommt, denn das rattert gegwaltig und der Göppel schwimmt so richtig auf dieser Unterlage. Danach gehts noch gut 10 km weiter zu einem gemütlichen RV Park. Dort gibts WiFi, so kann ich die Route updaten, und als Spezialität des Hauses gibts Rhabarber-Kuchen mit Vanille-Glacé - what a treat nach einem fast 100 km-Tag!
Der Himmel wurde während des Tages aber immer etwas bedeckter, und als ich eben ins Zelt krieche klopfen die ersten Regentropfen aufs Dach. Das heisst wohl jetzt schon, dass ich kaum alles trocken einpacken kann - aber warten wir mal ab.

Die Brücke in Johnson's Crossing (Foto ganz rechts) hat im übrigen eine recht lustige Nebengeschichte: sie wurde extra sehr hoch gebaut, damit die Dampfschiffe, die Whitehorse mit Gütern versorgten unter ihr durchpassten. Dies kostete natürlich weit mehr als wenn die Brücke tief gebaut worden wäre. Der Grosse Chabis war nun, dass die Schifffahrt mit dem Bau des AlCan (und unter anderem dieser Brücke) überflüssig wurde. Man hat die Schiffahrt dann noch etwas weiter betrieben, aber irgendwann gemerkt, dass man das Geld so nur noch doppelter zum Fenster rauswirft.

Tag 41: Distanz: 96.98 km - Fahrzeit: 5h25 - Höhenmeter: 824 - Wetter: zu Beginn schön, dann immer mehr bewölkt, in der Nacht Regen, 16-18°C

Nur 18 Kilometer?Szenerie entlang dem AlCanBrücke bei Johnson's Crossing







 





Donnerstag, 11. August - Schlechte Prognosen...

So, bevor ihr jetzt weiterlest müsst ihr zuerst auf den folgenden Link klicken. Dieser versetzt euch in etwa in die Richtige Stimmung für das lesen der Einträge der nächsten Tage: www.youtube.com/watch (scho wieder eine vom UHCL wo stramplet und de Peach laferet).

Nun, es hat die ganze Nacht lang geregnet... Die Camping-Lady, bei der ich am Morgen gleich nochmals einen Rhabarber-Kuchen zum Zmorge esse sagt mit reichlich mitleidiger Stimme, dass der Wetterbericht sage, dass es die ganze Woche regnen solle... Mir ist das zur Zeit egal und hoffe, dass das nicht stimmt - und wenn, bin ich ja bald über alle Berge - doch die Lady sollte leider recht behalten...
So mache ich mich in den Regenklamotten auf den Weg. Durch diese werde ich von aussen nicht nass, dafür aber von innen durchgeschwitzt, was bald das selbe ist. Nach 28 km entscheide ich, dass ich heute 114 km anstreben werde. Dort gibt den nächsten RV Park und eine warme Dusche.
Also: im Regen von Lenzburg nach Bern... Nach etwa 80 km und knapp 5h hört der Regen jedoch auf, aber trocknen mag nichts. Im Camp hat das Restaurant schon zu, so gibts für mich so einen Fertig-Kartoffelstock. Besser als nichts.

Tag 42: Distanz: 114.45 km - Fahrzeit: 7h15 - Höhenmeter: 1036 - Wetter: erst Regen, dann bewölkt, 10°C

Zelt, nassgrau in grau










 


Freitag, 12. August - verarscht

Heute wars umgekehrt wie gestern. Erst regnete es nicht (schön wars aber auch nicht), und als nach 20 km die ersten Tropfen kamen entschied ich mich vorsichtshalber, die Regenkleider anzuziehen. Kaum waren diese montiert, war der Regen wieder weg. Trotzdem behielt ich sie an, denn die Witterung sah mehr als unsicher aus. Als ich in einer Steigung unter all dem Zeugs aber zu warm kriegte zog ich sie wieder aus - mit dem Resultat, dass der Regen stante pede wieder einsetzte. Zwischen km 40 und 75 regnete es aber ständig, und als ich nach einer kurzen Pause im 'Schärme' keinen Regen mehr spürte zog ich die pflotschnassen Sachen aus - und das Spiel begann erneut! Drei Mal ging das dann nochmals so, und dann schüttete es wieder richtig.
Doch da wars nicht mehr weit bis zum Tagesziel. Wieder über 117 km - nicht übel für einen Regentag. Man merkt, dass ich den Alcan so schnell wie möglich hinter mir lassen will... Der RV Park ist etwas schäbig, aber es hat eine warme Dusche, und das ist alles was ich brauche.

Tag 43: Distanz: 117.32 km - Fahrzeit: 6h20 - Höhenmeter: 826 - Wetter: abwechselnd Regen/kein Regen, 10°C

...gleich wirds nassEigentli no schön...









 



Samstag, 13. August - Watson Lake und 'Umzug'

Ich mache heute nur einen kleinen Trip nach Watson Lake und zurück. Denn der RV Park ist gleich neben der Abzweigung zum Cassiar Highway, den ich morgen in Angriff nehmen werde. Watson Lake hat immerhin die Sehenswürdigkeit eines Sign Post Forests: an zig Pfählen sind zur Zeit meines Besuchs 71'725 Schilder - Verkehrsschilder, Ortsschilder, selbstgebastelte und beschriebene aus aller Welt aufgehängt. Staufen oder Lenzburg habe ich nicht gefunden. Aber falls mal eines fehlen sollte kann der Gemeindearbeiter ja mal dort suchen gehen.
Jedenfalls ist mein Plan der, dass ich das Zelt auf dem Camp stehen und trocknen lasse. Will dies bei der Camping-Tante noch anmelden, doch die war gar nicht amused - wegen dem Essen und den Bären. 'Sie wolle nicht einen Bären erschiessen müssen' sagte sie. So wie die aussieht traue ich ihr dies aber ohne weiteres zu! So schleppe ich halt meinen Food über die 22 km nach Watson Lake und zurück und werde auf den Hinweg prompt verregnet. Plan im Eimer. Doch für den späteren Teil des Morgens kommt doch etwas Sonne hervor, sodass mein Plan doch aufgeht. Denn, der Ort ist nicht wirklich schön, und wenn ich hier schon einen Tag bleibe (und ich muss unbedingt der Kette, den Bremsbelägen und anderen Teilen meines Göppels etwas Aufmerksamkeit schenken) möchte ich an einem gemütlicheren Ort sein. Dieser Ort ist das Nugget City, einen Kilometer westlich, und dahin ziehe ich kurzerhand um.
Es hat sogar WiFi, doch dies kostet 5.-/h.

Tag 44: Distanz: 47.08 km - Fahrzeit: 2h35 - Höhenmeter: 450 - Wetter: erst Regen, dann schön, knapp 20°C

... und dazwischen???Signpost ForestSignpost Forest










 

 

Signpost ForestSignpost ForestSignpost Forest










 


Sonntag, 14. August - Start in den Cassiar

Habe gestern Abend Simone gesagt, dass ich heute um 08:00 online sei, falls sie es sich einrichten könne. Habe aber voll verpennt, bin erst um 09:00 online - sie hat zum Glück aber solange auf mich gewartet (Danke!!!). Habe mir danach Zeit gelassen fürs zusammenpacken. Um etwa 12:00 habe ich dann den Cassiar Highway in Angriff genommen, der mich endlich weg vom AlCan ziemlich direkt nach Süden bringt. Mein Plan steht jetzt schon und sieht in etwa so aus: Nach dem Cassiar (Länge 725 km) werde ich nicht nach Osten über den Landweg nach Vancouver fahren, sondern nach Westen nach Prince Rupert an die Küste radeln. Dort nehme ich die Fähre durch die Inside Passage nach, oder in die Näche von Vancouver.
Aber auch auf dem Cassiar dauerte es nicht lange, bis die ersten Tropfen fielen - und wieder wurde ich vom Wetter und mit meinen Regenkleidern veräppelt. Doch 2 grosse Güsse hats gegeben. Beim Boya Lake (wunderschöner Ort!) habe ich auf einem Provincial Park gecampt (16$ für keine Services...). Dabei ein freches Eichhörnchen (Mr. Ed) gefilmt, das offensichtlich keine Angst vor Zweibeinern hat. Freut euch auf dieses Video!!!

Tag 45: Distanz: 90.31 km - Fahrzeit: 5h25 - Höhenmeter: 674 - Wetter: unsicher, zwei längere Regengüsse, 17°C

Ziemlich lange Ankündigung...Cassiar SzenerieTürkisfarbenes Wasser









 

 

Boya LakeMr Ed zum erstenMr Ed zum zweiten













Montag, 15. August - Es geht mühsam weiter

Das schöne heute vorneweg: ich habe einige Seen passiert, deren Farben mir schlicht sensationell entgegenschimmerten. Das sind auch die Fotos von heute, denn oft fahre ich durch eine Schlucht von grünen Bäumen. Das sieht alles gleich aus.
Für heute habe ich die Distanz von eta 80 km geplant. In dieser Reichweite +/- 20km gibt es kein bestimmtes Camping, deshalb war klar, dass ich mir selbst ein schönes Plätzchen suchen werde. Das Fahren heute ist mühsam. Das Wetter machte stets zwischen kleinen Schauern und etwas Sonnenschein herum, dazu herrschte ein Gegenwind, der mich manchmal fast zum Stillstand blies. Gegen Abend, als ich mir so langsam Gedanken über meinen Nachtplatz zu machen begann, führte die Strasse exakt an einem See entlang, wo es links steil zum Ufer hinabging und rechts der dichte und ebenfalls steile Wald begann. In diesen Momenten entschiedich mich, dass es heute zum Znacht Stangenbrot gibt! Ich schleppe ja seit Prudhoe Bay etwas Mehl mit mir mit, und dies wird heute erstmals angebraucht.
Etwas später finde ich eine Seitenstrasse, die zu einem kleinen Plateau unterhalb der Strasse führt - ein idealer Platz um zu campen. Auch eine Feuerstelle ist schon da und Holz hat es auch ein wenig - bestens! Dass Teigmachen wurde dann aber recht lustig. Hättet ihr mich gesehen, ihr hättet mich laut ausgelacht. Klar klebt dieses Mehl-Hefe-Salz-Wasser-Gemisch erst mal so richtig, aber ich hatte entweder zuwenig Mehl oder zuviel Wasser, und als dieses Problem gelöst war dauerte es eine ganze Weile, bis ich das Feuer einigermassen in Gang gebracht hatte, denn in der Zwischenzeit hatte es zu regnen begonnen und das Holz war ziemlich nass. Dass die Wärme gefehlt hat um den Teig aufgehen zu lassen war nur eine Nebengeschichte. Anyway, es hat für mich schlussendlich für zwei gute Brote gegeben.
In der Nacht regnet es weiter und hörte bis zum nächsten Morgen nicht mehr auf.

Tag 46: Distanz: 79.57 km - Fahrzeit: 5h35 - Höhenmeter: 836 - wetter: wechselhaft, 18-20°C. In der Nacht Regen

Was für FarbenSimmons LakeSimmons Lake








 




Dienstag, 16. August - komische Namen

So regnet es am Morgen immer noch. Ich lege mir meinen Plan zurecht, wie ich trockenen Fusses und trockenen Materials doch zu etwas Morgenessen komme.
1. Alles im Innenzelt aufräumen und verstauen. 2. Innenzelt aushängen. 3. Das ganze Material draussen unters Tarp legen. 4. Den Footprint in der Apsis vom Zelt lösen und zurückschlagen. 5. Kocher auf dem Grasboden installieren und kochen. So gings. Doch das Zelt und das Tarp: beides pflotsch-pflädi-nass. Das wird heute abend lustig!
Das Fahren ist auch heute wieder nicht angenehm. Ständig von innen und aussen nass, dazu kühle Temperaturen von etwa 7°C bei Abfahrt. Dazu kommen 'unnötige' Hügel, denn von 750 m gings auf 1050 m hoch, dann wieder soweit runter, dass ich zum Schluss wieder hochklettern musste... grmmblbl! Wenigstens hört der Regen nach dem Mittag auf - es hat 18 Stunden lang geregnet. Ich frage mich, ob ich im Camping 10 km vor oder 10 km nach dem Ort Dease Lake übernachten soll. Ich entscheide mich, erst mal in den Ort hinein zu fahren und in einem Resti etwas zu essen. Dort gibts das beste Stück Fleisch, das ich auf dieser gesamten Tour hatte - was für ein Aufsteller!
Dazu erfahre ich, dass es im selben Ort auch gleich noch einen RV Park gibt - ja dann nehm ich den! Der Besitzer dort ist aber nicht wirklich die Freundlichkeit in Person. Ich habe mich der Wärme wegen in der Laundry niedergelassen, die sei bis 22:00 offen. Um Punkt 21:00 kommt er und wirft mich raus.
Hm, sowieso: Die Namen in diesem Ort sind etwas schräg. Zum einen erinnert mich der Name Dease Lake eher an Disease Lake, und der Stikine River (heisst in der Sprache der First Nation 'Grosser Fluss') kann ja schon gross sein, aber gefühlsmässig kommt der dem Namen nach direkt aus der Latrine...
Ich hatte mal noch mit dem Gedanken gespielt, ab hier das Örtchen Telegraph Creek zu besuchen. Dies ist eine spektakuläre Fahrt gut 100km nach Westen an einen Ort, der zu Zeiten des Goldrushes eine Relaisstation für Fernmeldeübertragungen war. Als ich in der Milepost aber lese, dass es bis zu 20% Gefälle runtergeht vergeht mir der Plan. Denn das, was es auf dem Hinweg runtergeht muss ich auch wieder hoch... und 20% schaff ich mit beladenem Göppel nie und nimmer.

Tag 47: Distanz: 79.76 km - Fahrzeit: 5h30 - Höhenmeter: 768 - Wetter: erst Regen, dann etwas besser, 12°C

Sschlechtes Wetter voraus30'000 HöhenmeterCassiar Landschaft








 




Mittwoch, 17. August - Ein Königreich für eine Brücke!!!

Am Morgen lerne ich auf dem RV-Park ein älteres deutsch-amerikanisches Pärchen kennen. Sie sind auf der Rückfahrt von einer Hochzeit in Fairbanks zurück nach Seattle. Respekt, dass die im Alter von 70 Jahren noch campen! Wir plaudern relativ lange, teils auf deutsch, teils auf englisch. Jedenfalls fahren wir deutlich später als 11:00 (Check-out-Time) ab, was den RV-Park-Besitzer ziemlich auf die Palme bringt (normalerweise ist dies sch....egal). Gerlind (die Deutsche) meint, dass der Gute wegen einer Krankehit möglicherweise nicht so wirklich gut mit Leuten umgehen kann. In dem Fall sorry für mein Meckern, nur passts dann zum Namen Disease Lake...
Als erstes führt die Strasse über den Gnat Pass. Höhenunterschied 420 m, dann über eine Hochebene, bis ein steiles Gefälle runter ins Tal führt, wo wieder so eine schwimmige Gitterrostbrücke über den Stikine River führt. Doch leider führt die Strasse nun nicht dem Talboden entlang, denn das, was ich auf der einen Seite an Höhe vernichtet habe muss ich mir det äne am Bärgli wieder zurückerstrampeln. von 1100 m auf 700 und wieder zurück. Ich wünschte mir, die Kanadier hätten hier eine 15 km lange 100 Mio$-Brücke gebaut...
Zeitweise ist der Regen (auch heute wieder...) eiskalt. Manchmal ist die Szenerie so, dass von südwesten die Sonne scheint, doch von Osten pissts auf mich herunter. Erst die letzten 20 km sind trocken - die längste Strecke bisher, seit ich auf dem Cassiar bin.
Ich campe im Mountain Shadow RV Park. Die Besitzer hier sind wieder sehr freundlich. Ich frage sie beim einchecken, ob es in diesem Land auch schon mal einen Tag ohne Regen gab... Die Antwort ist so ehrlich wie erschreckend: Beide antworten mit einem langsamen Kopfschütteln, gepaart mit einem ziemlich leeren Blick. Sie sagen, in diesem Sommer können sie sich an keinen solchen Tag erinnern. 2010 sei super gewesen. Stets trocken und warm, doch 2011. Auf einem Schlag wird mir bewusst, dass für mich Tourist zwar eine schöne Gegend nicht ganz so schön ist und der Regen gewisse Unannehmlichkeiten mit sich bringt - doch diesen beiden hier nagt der schlechte Sommer an der Existenz. Ich zähle mit mir gerade mal 2 Camper auf dem Zeltplatz und 2 RV-Rigs im RV Park. Platz hätte es für das zehnfache...

Tag 48: Distanz: 81.28 km - Fahrzeit: 5h35 - Höhenmeter: 1016 - Wetter: Sonne und Regen wechseln sich im 5'-Takt ab, 7-15°C

s'schiffet...Erwischt mich diese Wolke?...oder die da?










 

 

Yep, beide erwischen mich vollgasWenn Sonne, dann sofort Nasses trocknenBäredräck...













Donnerstag, 18. August - Juhui, 'gutes' Wetter!

Simone hat mir über Facebook ein wenig von der CH-Sonne geschickt. Diese ist hier tatsächlich angekommen! Erst kann ich vor Abfahrt einiges trocknen, dann steige ich in die Pedale. Während des ganzen Tages hats nur einmal etwa 10 km lang geregnet, der Rest war schön! Und das Thermometer kletterte auch wieder über 20°C - was für ein Gefühl! Der wahre Gegner heute war mal wieder der Gegenwind, aber das kennen wir mittlerweile, denn der wütete (bis auf gestern) jeden Tag. 40 km lang gings gut, und ab da war das Weiterkommen ein Riesenchnorz.
Von der Route her war heute wieder klar, dass ich irgendwo wild bei den Bären campe. Doch wie weit solls gehen? Der nächste Ort zum bleiben ist die Bell 2 Lodge, ca. 120 km vom 40-km-Punkt. Das ist in diesem Terrain zu weit für einen Tag. Nach 65 km steige ich ab und mache mir einen Kaffee. Auch von hier wärens noch 95 km, ich fahre aber weiter. Dann kam das selbe Spielchen wie gestern, aber auch hier hatten die Kanadier keine 100 Mio$-Brücke gebaut. zum Glück war der Höhenunterschied nicht gar so gross (da hätten 80 Mio gereicht). Oben auf der anderen Seite - es war kurz nach dem 80. Kilometer, fragt mich ein Kanadier, ob ich viele Bären gesehen hätte. Ich antworte mit Schulterzucken und Kopfschütteln. Er macht grosse Augen und sagt, dass gleich in 2 km einer im Strassengraben herumgewühlt hätte. Ich schärfe schon mal die Kamera, doch bei mir war der Kerl schon wieder weg. Die riechen mich glaubs nicht so gerne...
Nach 86 km finde ich eine kleine Abzweigung rechts in den Wald hinein. Dort finde ich einen Platz perfekt zum campen. Der Platz war auch schon benutzt worden, wie einige in die Bäume gebundene Baumstämme zeigen. So sind diese perfekt, um meinen Foodbag in die Höhe zu ziehen.
Als ich gerade dabei war, den Platz fürs Zelt von Steinen, Tannzäpfen und Ästen zu befreien höre ich, wie ein Vogel laut schreiend in der Gegend herumfliegt. Der kündigt wohl mich als Eindringling an. 10 Sekunden später fliegt mir dieser Vogel wenige Meter am Kopf vorbei. Es ist eine Eule, in den Fängen trägt es ein Eichhörnchen in ihr Nest. Wow! Einmal mehr wünsche ich mir, ich hätte einen Rekorder im Kopf um diese Szene mit euch zu teilen...

Tag 49: Distanz: 86.63 km - Fahrzeit: 6h15 - Höhenmeter: 808 - Wetter: Hat zwar Wolken, aber die Sonne scheint meist um diese herum, 22°C

Vortritt ElchSee beim Mountain Shadow RV ParkCassiar Landschaft









 



Freitag, 19. August - Bäääääh!

Heute hat das Wetter einen neuen lustigen Trick mit mir vor. Heute regnet es nämlich immer. Es beginnt beim Morgenessen und hört bis zum Einschlafen nicht mehr auf. Über die Strecke und die Landschaft kann ich nicht viel sagen, ich sehe sie schlicht nicht. So ist es ein Roboterähnliches abstrampeln, begleitet von mal stärkerem, mal schwächerem Regen. Nach 76 km bin ich in der Bell 2 Lodge, einem Ort mitten im Nirgendwo, die mit 'A rustic touch of luxury on the Cassiar' Werbung macht. Weiss nicht, was die einzelne Blockhütte für eine Nacht kostet, schätze aber, dass es um die 250$ sein könnten...
Am Abend werde ich von Chris Christensen und seiner Frau in ihr Mobile Home für ein Nachtessen eingeladen. Dies nehme ich gerne an und es wird eine sehr interessante Zeit mit den beiden. Heraus kommen einige gute Tips für die Weiterreise in Washington in Richtung Yellowstone, sowie in Southern Utah danach.
Danach gehe ich noch ein wenig ins Resti, um an diesen Berichten herumzuschreiben, da gerate ich an zwei bemerkenswerte Szenen. Zum einen steht ein rassiger Sportwaten mit total eingeschossener Front vor dem Gebäude, einige Typen hasten eilig zwischen Auto, Tankstelle und Gebäude hin und her. Dazu sitzt in der Lobby ein weiterer Typ, dick eingepackt in Wolldecken - er kann kaum sprechen so stark schüttelt es ihn vor Kälte...
Die Typen im Sportwagen haben auf der Brücke vor der Lodge (wieder so eine mit Gitterrost) kurzerhand ihren Wagen zerlegt. Trotz SLOW!-Warnschild zu schnell unterwegs, kamen ins schleudern und haben sich auf der Brücke einmal überschlagen. Der Motor lief zwar noch, aber die Tage dieses Gefährts schätze ich als gezählt. Trotzdem haben sie sich erkundigt, wo der nächste Ort sei - Stewart, 160 km von hier.
Der fröstelnde ist ein Töff-Fahrer, kam heute über 500 km hierher und ist von Kälte und Regen sowas von durchgefroren, dass er sich nur noch irgendwie wärmen und schlafen gehen will. Doch der hat kein Geld für die teuren Zimmer hier. Sie haben ihn dann für 10$ in einer Besenkammer übernachten lassen. Ich frage mich, wieso der Kerl nicht schon früher angehalten hat. Bleibt wohl sein Geheimnis.

Tag 50: Distanz: 76.58 km - Fahtzeit: 5h00 - Höhenmeter: 698 - Wetter: Dauerregen, 10°C

Gamma... Gruess an Pat

Cassiar LanschaftMein Camp in der Bell 2 Lodge













Samstag, 20. August - Ruhetag

Heute mache ich nichts ausser auf besser Wetter hoffen und diese Berichte schreiben. Sicher werde ich mir noch eine heisse Dusche gönnen und - wie ich gestern erfahren habe, hat dieser Ort sogar eine Sauna. Diese ist aber ausgeschaltet.
Ich schaue des öfteren nach draussen in der Hoffnung dass das Wetter sich zu bessern beginnt. Doch heute passiert das nicht. Es regnet nur ein Mal.



Sonntag, 21. August - surprise, surprise!

In der Nacht hört es teilweise auf zu regnen. Die Hoffnung steigt, dass dieser Seich endlich vorbei ist. Doch (immer noch in der Nacht) beginnt es wieder aufs Zelt zu klopfen... Am Morgen aber ist dann tatsächlich mal fertig mit Niederschlag. Um etwas zu trocknen reichts aber noch nicht. Dazu merke ich, dass ich während meines Aufenthaltes hier von einem Eichhörnchen attackiert wurde. Es hat sich durch den Boden des Plastikbeutels gefressen, in dem ich jeweils meinen Trailsnack (Nüsse, Trockenfrüchte griffbereit mitfführe). Es hat alles abtransportiert.
Es ist nicht lange Regen-los, genau einen Kilometer. Doch nach 10 km: Sonnenschein! Es tönt jetzt komisch, aber der war genau 10 Sekunden lang da, dann war die Sonne wieder hinter einem Wolkenschleier verschwunden. Nach 14 km dann der nächste Wolkenbruch, und der gab für die nächsten 35 km sein Bestes.
Nach 61 km bog ich in eine Rest Area ein - wohlverdiente Pause. Und dort kam die grosse Überraschung! Ich bin gerade mit einem amerikanischen Radlerpärchen am diskutieren - sie machen einen Tag Pause, weil es ihn auf der Brücke (mit Metallgitterbelag) überschlagen hat - da nehm ich aus dem Augenwinkel noch jemanden wahr: Es ist Susette Burger mit ihrem Freund Richi. Susette ist die Cousine meiner Simone und wir wussten voneinander, dass wir beide in Kanada sind. Wir haben uns aber weder verabredet noch speziell auf ein Treffen geplant - es war schlicht Zufall! Geile kleine Welt :-)
Sofort bin ich eingeladen zu Cold Dog, Äpfel (mmh!), Trauben (mmmmmhhhh!!!) und Cola. 1000 Sachen haben wir einander zu erzählen, und zum Schluss machen wir noch einige Fotos voneinander. Dabei entsteht der Mythos vom verschwundenen Objektivdeckel (wir haben beide das selbe Objektiv). Dieses verflixte Ding will trotz eifriger Suche nicht wieder hervorkommen. Ich bin sicher, dass ich der Löli bin, der meines verhüeneret hat, doch Susette hat mir ohne zu zögern das Ihrige überlassen, da es bei Ihrem im Auto geschützten Cam weniger draufankommt. Apropos Auto: sie haben einen mords Dodge Ram 3500 4x4 mit aufgeschnalltem Wohnraum gemietet und fahren so 2 Monate durch die Kanadische Wildnis - auf www.wirsindunterwegs.ch haben sie einige Berichte über ihre Reise.
Nach dem Tschüss-sagen und losfahren halte ich trotzdem nochmals an um an einer Stelle nach dem Objektivdeckel zu suchen, die ich bisher vergessen hatte: zwischen den normalen und den Regenhosen, ganz unten beim Beinabschluss. Und genau dort war er. Ich hatte beim versorgen nicht den Hosensack sondern den seitlichen Hoseneingang erwischt.
Natürlich hat Susette ihren Objektivdeckel nun wieder. Die beiden haben mich zudem noch mit Cola und Mars eingedeckt, und damit habe ich soviel Energie gekriegt, dass ich noch auf den ersten Metern entschieden habe, morgen den Abstecher nach Stewart/Hyder zu machen. Stewart ist Kanada, Hyder 2 km dahinter im südlichsten Zipfel von Alaska.
Die restlichen 35 km des Tages fliegen dann wie nichts dahin, dann bin ich im Meziadin Lake Park. Unterwegs sehe ich dann tatsächlich noch zwei Bären. Doch alle Autofahrer mit denen ich heute rede haben zwischen der Bell Lodge und dem Meziadin mindestens 10 Bären gesehen...


Tag 52: Distanz: 96.90 km - Fahrzeit: 5h45 - Höhenmeter: 924 - Wetter: wechselhaft, 12°C

Eichhörnchen AttackeBell 2 Lodge in the rainZwei trockene und ein Nasser - Mit Susette und Richi













Montag, 22. August - Ab ins Verderben

Falls der Peach Weber vorbei sein sollte hier nochmals der Link, denn für die nächsten beiden Tage ist dies wieder der optimale Soundtrack: www.youtube.com/watch

Mein Optimismus ist definitiv grösser als mein Wetterglück. Zu Beginn regnets mal nicht, doch nach 10 km ist fertig lustig. Die restlichen 50 km nach Stewart regnets wie aus Kübeln. Unterwegs ist eigentlich nicht viel los, nur drei Dinge gibts zu erwähnen: nach 25 km passieren wir den Bärengletscher, der recht nahe an die Strasse heranreicht. Dazu zeichnet sich gegen den verhangenen Himmel ab, dass sich oben an der Krete auch Eis befindet und irgendwie bedrohlich über die Felsen hängt. Das meiste Wasser, das im Bear River daherschiesst, hat seinen Ursprung in einem Gletscher, und so sinkt die Temperatur jeweils merklich, wenn die Strasse über so einen Bach führt. 10 km vor Stewart kommt dann das unvermeidlich scheinende: der Bear River hat in seinem Flussbett keinen Platz mehr und nimmt für einige dutzend Meter die Strasse. Vor dieser Stelle steht eine Verkehrstante, die den Verkehr zu regeln hat und den Leuten sagt, dass das Wasser auf der linken Spur weniger tief ist.
In der MasterCard-Werbung (5.- / 25.- / 250.- / unbezahlbar) wäre ihr Gesicht die unbezahlbar-Story gewesen, als sie mich auf meinem Göppel sah... Ein 40tönner-Wohnmobil empfindet man hier als normal, aber ein Velo im Regen? Wie vom Mars!
In Stewart kriege ich auf dem RV Park einen Dry Spot, also einen Platz über dem bereits ein Zelt steht. Das kommt mir doch sehr gelegen, das restliche Land wäre eeeeetwas matschig gewesen. Dazu noch warm geduscht und Wäsche gewaschen - perfekt!
Etwas später mache ich mich auf zum Fish Creek, einem Ort, wo Bären sich gerne einen Snack in Form eines Fisches holen. Susette hat zwewi Tage zuvor Fotos gemacht wie eine Grizzly-Mama und ihr Kleines dort rumplantschten. Aber ich mit meinem Bärenglück kriege nichts ab, und anstatt so lange zu warten bis es eh zu dunkel ist mache ich mich wieder auf den Weg rund um die Schlaglöcher zurück nach Stewart.
Doch dann hab auch ich Bärenglück! Ich kurve eben um diese rumpelpiste, als rechts vor mir ein Schwarzer Bärenkopf auftaucht. Ich rattere dem Kerl gerade mal 2 m vor seiner Schnauze durch, in der er einen Fisch zu seinem Platz trägt. Ich halte noch an für ein Foto, aber der Bär kümmert sich mehr um seinen Fisch als um mich und ist ruckzuck über die Strasse und wieder in den Büschen verschwunden.
Ich bin so aufgeregt, dass ich komplett ignoriere, dass es wieder massiv zu regnen begonnen hat. Als ich mir mal überlege, die Regenhosen anzuziehen ist es eh schon zu spät, meine Hosen sind pflotschnass. Diesmal aber selber schuld.
Ich spiele mit dem Gedanken, morgen in der Früh (06:00) nochmals zum Fish Creek zu fahren. Der Wecker ist schon mal auf 05:00 gestellt.

Tag 53: Distanz: 88.52 km (mit Fish-Creek-Loop) - Fahrzeit: 4h50 - Höhenmeter: 572 - Wetter: meist Regen, 13°C

Bear GlacierGespenstische FelsformationenGletscher hängt über der Krete










 

 
Auch das noch...Überflutete StrasseBear River misteriööööös und überschwemmend














Dienstag, 23. August - hab ich schon gesagt, dass...

...dieser Teil von Alaska dem Tongrass National Forest angehört? Dieser Wald bedeckt den grössten Teil des südöstlichen alaskanischen 'Pfannenstiels' - und: er gilt als Regenwald! Kein Wunder, hier muss es ja regnen. Das Klima ist so feucht, dass an einigen Bäumen das Moos von den Zweigen runterhängt. Hab gedacht das gäbs nur rund um den Äquator.
Anyway, die Bären am Fish Creek können mich mal. Um 05:00 ist es immer noch stockdunkel, saukalt und regnen tuts auch. Da bleibe ich in meinen Federn! Kaufe noch einige Sachen ein und packe zusammen und beginne zu warten, bis der Regen nachlassen würde.
Um 13:00 fahre ich trotzdem los ohne dass es auch nur ein bisschen nachgelassen hätte. Nach 10 km treffe ich auf Marie und Johann (die Lego-voyageurs aus Lausanne, habe sie in Cantwell am 18./19. Juli getroffen. Seither sind 35 Tage / 2700 km vergangen. Sie sind bald am Ziel (ich empfehle ihnen den RV Park mit Dry Area), aber bei mir fehlen noch 50 km. Kurz und gut: alles bei strömendem Regen - und genau jetzt klingt aus meinen Kopfhörern (die sind bei Regen meist drin) brasilianische Musik - Ironie pur :-)
Im Meziadin Lake Park bin ich schon gewesen und weiss deshalb von der Gazebo und hoffe, die ist noch frei. Das ist sie auch, und die Parkchefin lässt mich auch darin das Zelt aufstellen.
Während dem Essen kochen latscht dann plötzlich der Parkbär mitten über den Platz. Kaum 30 m weit weg. Endlich ein Bärenfoto und ein Bärenfilm :-)
Meine getragenen Kleider sind allesamt nass. Aber nur das Radtrikot kommt mit in den Schlafsack. Dort wird es zwar trocken, besser riechen tuts deswegen aber nicht :-/

Tag 54: Distanz: 68.73 km - Fahrzeit: 4h30 - Höhenmeter: 721 - Wetter: nichts als Regen, 10°C

Moos von den BäumenMoos von den BäumenMeine Arche: Dry Area im RV Park










 

 

'Parkbär' im Meziadin Lake ParkParkbär, ist nicht sooo grossUnd es seichet...













Mittwoch, 24. August - pushing the limits


Ich merke, dass ich nicht mehr weiss, welches Datum es gerade ist... jänu! Es geht heute früh aus den Federn, was zwei Gründe hat. Zum einen ist der Boden der Gazebo betoniert und entsprechend kühl (pfeift da was beim Atmen?). Zum anderen habe ich heute den Plan, etwas zu versuchen: Meziadin Lake - Kitwanga in einem Tag, 155 Kilometer. Unterwegs gäbe er ziemlich exakt in der Mitte ein Camping, doch wenn ich genügend früh da bin fahre ich weiter. Ich mache mit mir ab, dass wenn ich vor 14:30 dort bin (5h für 75 km), dass ich die restlichen 80 km noch machen werde, sonst beurteile ich die Situation neu.
Ich muss aber rasch feststellen, dass sich derjenige, den ich als wichtigsten verbündeten benötigt hätte sich heute gegen mich gestellt hat: der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
Zwar nicht immer und nicht immer sehr stark, aber doch so, dass ich Zeit und Kraft liegen lasse. Bin um 14:10 beim Markpunkt angekommen und entscheide mich erst mal für eine Pause. Der Entscheid fällt mir leicht, denn es kommt eine mächtig düstere Wolke über den Berg gezogen. Bis anhin war das Wetter ganz ok. Cumulus-Bewölkung, die sich stets zwischen Sonne und mir aufbaute, aber nur eine ernst zu nehmende Schauer, für die ich die Regenkleider aber nicht anziehe und Glück habe dass sie bald vorbei ist.
Während meiner Pause gibts: - Nudelsuppe, - eine gereinigte Kette (mann hat die geknirscht) und zwei ziemliche Regengüsse, von denen ich aber für einmal dank der Bäume nichts abkriege.
Dann entscheide ich mich, weiterzufahren. 15:30 ist noch zu früh um für die Nacht zu stoppen und der Boden ist ziemlich grobsteinig. Und: da ist die Sonne!!! Und: plötzlich verspür ich so etwas wie Rückenwind. Nach weiteren 50 km gäbe es eine Rest Area wo ich sicher zelten könnte (wär zwar nicht erlaubt gewesen), doch auch die restlichen 30 km nehm ich  nun auch noch. Nach 155 km ist der Husarenritt in Kitwanga zu Ende, der Cassiar Highway damit auch hinter mir. Ich spüre jeden Muskel zwischen Ferse und Lenden. Also nix wie ab unter die warme Dusche, Znacht und ins Zelt. Guet Nacht!

Tag 55: Distanz: 155.23 km - Fahrzeit: 8h00 - Höhenmeter: 955 - Wetter: erst bewölkt, 15°, dann sonnig, 19°C

Wow, die Sonne! Es gibt sie noch!Doch der nächste Regen ist nicht weitDas Schild für die Rundreise. Für mich: Great Northern Rain :-)













Donnerstag, 25. August - Auf dem Yellowhead nach Westen


Nicht mehr ganz so früh wie gestern fahre ich heute los. Auf Empfehlung der Camping-Lady bin ich noch kurz in ein Café gegangen für eine kleine Morgenstärkung. Danach besuche ich noch die Totempfähle von Kitwanga, bzw Gitwangak, wie die First Nation-Siedlung hier heisst.
Mein heutiges Ziel ist Terrace, knapp 100 km westlich von hier. Die Strecke ist recht einfach. Die grossen Berge bleiben aus, ja es geht sogar tendenziell bergab. Doch ich spüre die Strapazen von gestern noch überall. Es ist eher ein mühsames Vorwärtskommen, wozu das erhöhte Schwerverkehrsaufkommen auf dem Yellowhead Highway auch noch beiträgt. Das ist nun der Preis für den Effort von gestern, aber ich muss ja eh da durch.
Tatsächlich treffe ich heute doch noch auf Bären. Eine Mutter mit einem Kleinen gräbt im 20 m breiten Streifen neben der Strasse nach Essbarem - schöner Moment!
In meinen Gedanken beginnt sich die Idee zu formieren, morgen Pause zu machen. Zum einen ist Terrace wieder ein Ort in der Zivilisation, ich bin nahe an einem Etappenende (Internet Update) und Geburtstag hab ich auch noch. Nach einem Mail von Simone ist der Entscheid klar: in Terrace bleib ich einen Tag länger.
Bemerkenswert: der 25. August ist der erste Tag seit dem 9. August, an dem es nie geregnet hat... zum Glück hat mir dies am 9. August niemand gesagt!

Tag 56: Distanz: 113.57 km - Fahrzeit: 6h15 - Höhenmeter: 534 - Wetter: unglaublich aber wahr: sonnig und schön, 22°C

Kitwanga Kirche. Der Glockenturm stammt aus dem Jahr 1893Totempfähle in KitwangaDie Seven Sisters Peaks (bis 2700m hoch)










 

 

4000 KilometerSchwarzbärenmutter mit KleinemSchwarzbärenmutter mit Kleinem













Freitag, 26. August - Ruhetag


Ich verbringe den Tag auf dem RV Park und mache die Dinge, die es braucht, um das Internet mal wieder upzudaten. Mehrere hundert Fotos anschauen, sortieren, benamsen - alles etwas zeitintensiv. Dazwischen gönn ich mir ein Mittagessen, ein Nachtessen, zwei Bier - Yeeeeeeaaaaah :-))

btw: im Blog habe ich ein kleines Quiz für euch: ich habe bei 26877 Höhenmeter (die Zahlen sind mein Geburtstag) den Kilometerzähler fotografiert.
Wer kann mir sagen, an welchem Tag ich diese Zahl auf dem Zähler hatte? Antworten bitte gleich im Blog posten!


Samstag, 27. August - gemütliche Spazierfahrt

Ich habe heute morgen keinen grossen Stress mit zusammenpacken und losfahren. Dann eher noch mit dem fertig-updaten der Page. Mannomann, das nimmt gehörig Zeit in Anspruch.
Der weitere Verlauf der Route nach Prince Rupert ist ziemlich flach. In der Tat wird diese Etappe glaubs die flachste seit dem 2. Juli. Ich bin von Anfang an nicht so wirklich Fan davon, heute wieder 150 km hinzulegen um die letzte Teilstrecke in einem Tag zu bewältigen, sondern nehme was kommt, denn gemäss Milepost gibts unterwegs kein Camp - also steht ein wildes Nachtlager bevor.
Es stellt sich dann heraus, dass es trotzdem ein Camp gibt. warum dies nicht in der Milepost ist - keine Ahnung, vielleicht wollten die nicht bezahlen für die Erwähnung darin? Auf jeden Fall stoppe ich nach gemütlichen 60 km bei guten Wetter wieder. Habe genügend Zeit, um heute den Rest meines Mehls in einer weiteren Stangebrotsession aufzubrauchen.
Unterwegs habe ich noch John aus Norwich getroffen. Er radelt von Prince Rupert aus die andere Richtung nach Vancouver. Er ist mit seinen 62 Lenzen immer noch tiptop drauf und macht des öfteren längere Radtouren. Er weiss das Leben zu geniessen und so trinken wir zusammen eines seiner mitgebrachten Biere - megacool!
Ausser der Meldung, dass heute abermals die Sonne scheint, 23°C herrschen vergeht der Tag ohne weiteren Aufreger.

Tag 58: Distanz: 61.04 km - Fahrzeit: 3h15 - Höhenmeter: 246 - Wetter: schön bei 23°C

First Nations Center in TerraceTotem Pole in TerraceJohn aus Norwich













Sonntag, 28. August - back to bead weather - und Treffen mit Rick

Am Morgen will ich nicht so recht aus den Federn, es hat wieder mächtig zu regnen begonnen. Der Himmel zeigt auch wieder sein allzu bekanntes grau-in-grau, was nicht auf baldige Besserung hoffen lässt. Ich schleppe mein ganzes Material unter einen Unterstand, wo ich wenigstens trocken Morgenessen kann.
Im Regen sind die Abläufe alle etwas langsamer, und so komme ich etwa um 12:00 dazu abzufahren. Erst geh ich noch ins Resti und kaufe mir eine Büchse Cola. Dort treffe ich auf Rick mit seiner Freundin, und wil Rick vor 25 Jahren 6 Monate in Australien und Neuseeland herumgeradelt ist, lädt er mich kurzerhand in Prince Rupert zu sich nach Hause ein. Ich könne dort bleiben bis die Fähre abfahre!
Die 90 km nach PR ziehen sich im Regen dann auch ziemlich in die Länge, und als erstes gehe ich zu den Ferryterminals, um meine Optionen auszuloten.
Die BC Ferries fahren nur bis Port Hardy auf Vancouver Island, den Rest müsste ich radeln oder in einem Bus und einer weiteren Fähre unternehmen. Die Alaska Marine Highway fahren bis nach Bellingham (Staat Washington, gleich südlich der Grenze), doch für dahin muss ich erst nach Ketchikan und dort umsteigen - ein ziemlicher Umweg. Ich entscheide mich für die zweite Variante, und weil es 18:05 ist und die Fähre vor 5 Minuten losgefahren ist habe ich nun 2 Tage frei.
Ich melde mich bei Rick, der sich gleich anschickt, mich mit seines Kollegen Leo's Pickup abzuholen. Er wohnt in einem Floating House direkt am - oder besser im Meer - und hat ein schönes Gästezimmer für mich parat. Es gibt Pasta, Bier und Wein und ich bin entzückt über die Gastfreundschaft. Ein wahres Highlight!
Vor dem Haus steht Ricks über 25 Jahre altes Velo, mit dem er seinerzeit auf Velotour war. Man sieht ihm die Jahre deutlich an, aber gemäss Rick würde er dies nie und nimmer wegschmeissen. Nimmt mich Wunder, wie es meinem Göppel in 25 Jahren geht :-)
So vergeht der Sonntag und ähnlich vergeht der Montag danach. Am Dienstag fährt am Abend die erste Fähre nach Ketchikan, tags darauf von Dort nach Bellingham. Diese Überfahrt dauert 37 Stunden.
In Bellingham gibts auch einen Bikeshop, der Rohloff-Parts hat. Dort schau ich mal vorbei, und wenn ich Glück habe kann ich die Ritzel und Kette dodrt austauschen lassen. Mit beinahe 5000 km drauf ist es Zeit für Neue.
Soviel nun von der abgeschlossenen 4. Etappe. Weiter geht es mit der Radreise ca. am 21. September. Dann steht die Fahrt von Vancouver zum Yellowstone NP auf dem Programm. Bis dahin - viel Spass! Ich freu mich auf die 2 Wochen mit Simone!

Tag 59: Distanz: 92.09 km - Fahrzeit: 5h10 - Höhenmeter: 428 - Wetter: Regen, 14°C

Wasserfall im NebelRinnsale überallwo kommt das her?Fahrt ins Nirvana










 

 

Ricks HausRicks HausRicks Bike














Tja, was soll ich als Fazit hier schreiben? Natürlich, schönew Wetter wäre mir lieber gewesen als der ständige Gedanke an einen wahrscheinlichen nächsten Regenguss, das Pedalen in nass oder das zeitweise frieren im Gegenwind. Doch das Wetter findet draussen statt und da bin ich auch und da wollte ich hin, als beklage ich mich nicht und nehme was da halt kommt und versuche, aus jeder Situation das Beste zu machen. Manchmal lag ich daneben (wie der Abstecher nach stewart/Hyder zeigt), aber gekostet hat's mich nur zwei Tage, sonst nichts. Ich bin gesund, der Göppel auch (aber in Vancouver kriegt er eine neue Kette!) und ich weiss jetzt, warum British Columbia das Wort 'British' in sich trägt. Das ist nämlich ganz einfach eine Referenz auf deren oft missliches Wetter. Punkt.
Ah, ja: ein Todesopfer hat die Etappe doch gefordert. Irgendwo auf der Rückkehr von Stewart hat mein Natel den Geist aufgegeben, in der Sintflut ersäuft. So schliesst sich der Kreis, denn schon vor 4 Jahren (ja, so alt war der Knochen) war ein ersäuftes Natel der Grund für die Anschaffung des nun dahingeschiedenen. Hat jemand einen Tip für ein neues Gerät? (iPhone und BlackBerry müsst ihr gar nicht erwähnen!)

Noch weiss ich nicht, wie sich diese Etappe in meiner Erinnerung ablegen wird. Vermutlich etwa so, wie der zweite Tag am Gigathlon 2007 (siehe Blog-Link unter Links), der vor allem seines Regens wegen in unserer Erinnerung haften blieb.


Die Etappen- und Tourdaten:

Distanz: 1734.40 km
Fahrzeit: 104h38
Höhenmeter: 14'591
Durchschnittssgeschwindigkeit: 16.6 km/h
Max. Geschwindigkeit: 69.9 km/h

Totale Tour bisher
Distanz: 4247.6 km
Fahrzeit: 270h32
Höhenmeter: 37'324

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