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2011
Park City - Las Vegas

Die Route

Als ich die Route nch zu Hause geplant hatte, war ich davon am träumen, durch die Nationalparks von Utah und Arizona zu fahren. Aber ein Blick auf die Distanzen, die Höhenprofile und die Art der Strassen liess mich dieses Vorhaben realistisch betrachtet nur als Alternative im Kopf behalten. Vielmehr habe ich nach Missoula und den dortigen Tips geplant, von Cedar City im Süden Utahs über den Hwy 50 durch Nevada zu fahren um über Lake Tahoe nach Kalifornien und dort nach San Francisco zu gelangen. Doch eines gleic vorneweg: in Cedar City habe ich diesen Plan über den haufen geworfen und habe meine bereits begonnene 'Tour de Nationalparks' fortgesetzt. Bis nach Arizona und weiter nach Las Vegas.





Donnerstag, 13.10.2011 - Darfs ein bisschen mehr sein?

Start zur 6. Etappe!
Ich habe zwei Optionen um von Park City nach Salt Lake City zu kommen: entweder nehme ich den nördlichen Weg über die Interstate (wiederum keine Ahnung, ob man das in Utah darf oder nicht), oder dann einen südlicheren, erst weiter auf der SR 224 und dann auf die 190 durch den Big Cottonwood Canyon runter nach SLC.
Diese Route habe ich auf Google Maps entdeckt und schon gesehen, dass es 'etwas' hoch geht. Doch wir sind in Park City schon auf 2100 m, also könnte es wohl auf 2700/2800 rauf gehen - genau waren die Angaben nicht, und wenn dann erst noch in diesem imperialen Masssystem mit Füssen und Ellen und Speichen...
Nun ja, zum Schluss waren dann auf 2960 m die Räder im Schnee, aber der Aufstieg war geschafft. Dann hiess es 'äne wieder abe': eine Stunde lang Abfahrt, dann noch eine weitere gute Stunde durch Salt Lake City und dann einchecken für 2 Nächte - morgen ist Internet-Update-Tag für die fünfte Etappe.

Tag 105: Distanz: 78.11 km - Fahrzeit: 5h05 - Höhenmeter: 1038 - Wetter: wolkenlos schön, selbst in der Höhe angenehme Temperaturen. In SLC 30°C

Park City ResortOn Guardsman PassBerge östlich von Salt Lake City
















Freitag, 14.10.2011

Ruhetag. Kurzer Besuch der Stadt Salt Lake. Die Mormonenkirchen sind hier allgegenwärtig und das Capitol ist stark demjenigen in Washington angelehnt.


Samstag, 15.10.2011 - McGyver at work

Wenn ich Internet-Access habe komme ich enfach nicht so schnell vom Fleck. Um 11:00 starte ich dann doch noch zur nächsten Teilstrecke. Doch es schlagen 2 Herzen in meiner Brust: wenn ich ziemlich schnell südwärts komme treffe ich Michel vielleicht beim Eingang zum Bryce Canyon NP (oder er holt mich einige km vorher ab), oder (/und?) ich möchte auch noch an den Great Salt Lake - wenn ich schon mal da bin.
Das mache ich auch und fahre zum Salt Lake State Park - schlappe 28 km bis dorthin. Die muss ich auch wieder zurück, und so beginnt meine Südfahrt mit 50km in den Beinen und schon reichlich spät an Tag. Doch ich nerve mich zusehends mehr: sch... Verkehr, sch... Strassen, sch... Verkehrsampeln. Dazu senkt sich die Sonne immer mehr und der anvisierte Campingplatz ist noch weit. Ich erreiche den Utah Lake State Park in der Abenddämmerung und finde dort Loop A offen aber voll und Loop B geschlossen vor.
Es ist aber ein Camper dort, und so checke ich bei dem ab, ob sie die Camphosts seien. Sie sind es nicht, aber schnell finden wir raus, dass wir Landsleute sind und fahren unsere Gespräche auf Schweizerdeutsch fort. Anja und Bruno zusammen mit ihren Kindern Elin und Mara sind für 5 Monate mit dem Camper unterwegs und haben ganz ähnliche Routen hinter sich wie ich.
Doch es ist schon spät und dunkel und ich will noch mein Zelt aufstellen. Und dort ereilen mich innert kurzer Zeit zwei schlechte Nachrichten: wie ich meinen Göppel die letzten Meter zu seinem Schlafplatz schiebe macht der Vorderreifen plötzlich dieses obskure 'Pffff'-Geräusch (ok, flick ich morgen) - und beim Aufstellen des Campingkochers erreicht mich ein wirklicher Schock: dieses kleine Teilchen (ich suche in der Bedienung nach seinem Namen - es hat keinen also nenne ich es Flammenreflektor) das ich schon auf dem Dalton Highway zu montieren vergessen hatte (ohne dies funktioniert gar nix) fehlt. Und es ist weder in der Kocher-Tasche noch in der Saccoche noch sonst wo zu finden...
Ich befürchte, es liegt immer noch in SLC irgendwo am Boden meines Campingplatzes. Ja und was jetzt? - Ersatzteil suchen? Heute unmöglich und auch sonst unwahrscheinlich, weil Schwedisches Produkt. - Primus-Händler suchen? - Neuen Kocher kaufen? Wenn dann in SLC, dann kann ich aber gleich zum Campground fahren, also alles zurück? Kak, will ich nicht. - etwas basteln? Könnte kompliziert werden. Aber ich will etwas warmes zwischen die Zähne und so beginne ich mit basteln. Aus einem Penny und etwas Schaltkabel bastle ich einen neuen Flammenreflektor - doch der Penny schmilzt mir schon bei der Aufwärmphase weg. Logisch ist das Material nichts wert, darf ja nicht mehr wie ein Cent wert sein... Als nächstes versuche ich es mit guter alter Schweizer Qualitätsware: einem Zwänzgi.
Nur schon die Tatsache, dass ich pro Loch 20 Minuten mit der Sackmesser-Ahle herumzubohren hatte gab mir die Hoffnung, dass das Stück Metall die paar hundert Grad aushalten könnte. Tatsächlich tat es dies und dieses Problem war vorerst gelöst - wenn ich auch denke, dass der Wirkungsgrad des Kochers nicht mehr so ist wie mit dem Originalteil.

Tag 107: Distanz: 125.66 km - Fahrzeit: 6h55 - Höhenmeter: 470 - Wetter: tiptop schön, 28°C

Grosser SalzseeBereit für den grossen FlugKochergebastel
















Sonntag, 16.10.2011 - gemütlicher Morgen + Schlafplatz suchen = wenige Kilometer

Ich will eben damit beginnen den Platten zu flicken, da kommen Elin und Bruno und fragen mich, ob ich mit ihnen Mogenessen möchte. Ja gerne! Und so wirds ein supergemütlicher Morgen mit zwei ganz guten Eltern und zwei coolen Kids! Bruno meint zu meinem weiteren Verlauf der Route, dass wenn ich nach Cedar City im Süden Utahs komme und genügend Zeit hätte, dann wären Besuche im Capitol Reef wie im Bryce Canyon schon eine Überlegung wert. Ich speichere dies mal im Kopf ab, denn ich habe ja noch die Option mit Michel, der aus Las Vegas nach Norden brausen könnte. Jedoch wird es heute nach 12 Uhr, bis ich mich auf den Sattel schwinge - auch heute werde ich nicht die nötige Distanz erreichen, um in die Nähe des Bryce zu gelangen. So suche ich in Provo ein Wireless Internet und informiere Misch, dass ich morgen Montag maximal bis nach Mount Pleasant komme.
Ich überlasse ihm die Entscheidung, ob er in seinen Ferien so weit fahren möchte (was ich nicht erwarte) und tatsächlich ist es ein ganzes Stückchen, das noch fehlt, um mit gutem Gewissen von einem 'kleinen' Umweg zu sprechen. Mischs Antwort war dann auch genau in diesem Sinne und so bleibt der Yellowstone unser vorerst letzter gemeinsam besuchter Nationalpark.
Der weitere Verlauf des Tages war mühsam. Wegen der Suche nach einem Camping nämlich. Derjenige, der in Spanish Fork hätte sein müssen ist irgendwo in der Pampa draussen, und selbst die Karte auf Utah.com weiss nicht wo. Dann der nächste Versuch in Mapleton erweist sich als Standplatz für RV's aber nicht als Campground. So versuche ich es bei einem der State Parks in den Bergen drin, wobei mir Anwohner gute Hilfe leisten.
Es geht ziemlich nach oben, aber dort angekommen glaube ich nicht, dass dieser CG wirklich noch offen ist. Überall liegen Äste und Laub auf dem Boden herum. Es sieht so aus äls hätte hier jeman die Bäume zurückgeschnitten aber noch nicht aufgeräumt. In Tat und Wahrheit war aber nichts geschnitten, sondern sonst von den Bäumen heruntergerissen worden. Der Wind, der dann nachts durch den engen Taleingang und den Campground peitschte lieferte dann die Erklärung dafür.

Tag 108: Distanz: 48.69 km - Fahrzeit: 3h25 - Höhenmeter: 495 - Wetter: gut, einige Schleierwolken, 24°C

Elin, Anja, Mara und BrunoElin
Whitting Campground
















Montag, 17.10.2011 - Wenn eine Türe geschlossen wird öffnet sich eine andere: wahr!

Der nächtliche Sturm und etwas Niederschlag liess mich nicht ganz so gut schlafen. Aber das hatte ich nun schon einige Male und beunruhigt mich nicht mehr. Ich falle deswegen nicht vom Göppel. Dafür weiss ich heute, wo ich hinfahren will! In Mapleton gehts auf den Hwy 89, welche sich für 13 km mit der US-6 vereinigt (ääääähhh!) und danach wieder als Hwy 89 weiter nach Süden geht. In Mount Pleasant gibts gemäss meinen Informationen einen RV Park und Campground, welchen ich nach kurzem Suchen finde. Doch der Owner will mich dort nicht. Erste Ausrede: er hätte kein WC für Zelter. "Dann gehe ich eben in den Stadtpark und die öffentlichen WC's die es dort hat!" Tatsächlich hatte es einen Stadtpark nebenan, und meine Antwort schien den Typen richtig zu nerven, denn er meinte mit seiner zweiten Ausrede, dass er mich nicht nehmen dürfe, er hätte keine Lizenz für Leute ohne RV - und fügte an - "it's the law". Jaja, schon gut. Tubel!
Also fahre ich etwas retour ins Städtchen rein wo ich ein Schild gesehen hatte, auf dem ein weiterer Campground, aber 6 km in der Pampa draussen angekündigt war. Nach 3 km auf diesem Weg stand plötzlich ein Mann an Strassenrand, der mich fragte, ob ich wirklich bis ganz rauf fahren möchte oder ob ich bei ihm übernachten wolle?
Der Mann hiess Richard, ein lokaler Organisator von Randonneur-Events und grundsätzlicher Fan vom Radsport. Wir haben viel über meine Tour geplappert, aber auch über die Events, die er organisiert oder daran teilnimmt. Auf jeden Fall kam ich so zu einem guten Nachtessen, einem warmen Bett, Dach über dem Kopf und am nächsten Morgen zu einem reichhaltigen Frühstück. Dass er mich gleich noch meine Campingbenzinflasche mit seinem Benzin auffüllen liess gab mir schon fast ein schlechtes Gewissen.
Des weiteren hat er mich noch mit der Seite ridewithgps.com bekannt gemacht. Dies ist gerade wegen der Höhenprofilen einiger Strecken eine grosse Hilfe.
Auch habe ich eine Weile vor seiner grossen topografischen Karte von Utah verbracht und gesehen, dass da unten im Süden, dort wo Capitol Reef und Bryce liegen, die durchschnittliche Höhe über Meer auf mehr als 2000 Meter liegt und einige Übergänge an die 3000 m herankommen. Ich bin plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich will und beginne zu überlegen, ob ich in Cedar City ein Auto mieten will, um die Nationalparks zu besuchen.

Tag 109: Distanz: 96.37 km - Fahrzeit: 5h35 - Höhenmeter: 962 - Wetter: nach anfänglicher Bewölkung wolkenlos und schön. Ein etwas kühler Wind, kein Wunder auf durchschnittlich 1800m Höhe. 17°C

Entlang Hwy 89Entlang Hwy 89

















Dienstag, 18.10.2011 - ein revidierter Entscheid

Nach dem Morgenessen bei Richard gehts um etwa 10:00 los. Das Wetter ist wiederum herrlich: wolkenlos schön. Einfach die Höhe von ~1600 Metern lässt kühlere Lüfte zu. Die Strecke ist heute wieder einfach. Entweder gut 80 km nach Salinas oder etwa 120 km nach Richfield. Bald merke ich, dass Richfield problemlos drinliegt. Die Strecke ist engenehm zu fahren. Zum einen nicht viel Verkehr und zum anderen ganz gute Strassen.
In Richfield campe ich abermals auf einem KOA, und dort ist es, wo ich über die ridewithgps-page meine Weiterfahrt plane. Ich bin im Verlaufe des Tages wieder dazu gekommen, doch mit dem Velo in die Höhe zum Capitol Reef und dann über den Boulder Mountain zum Bryce Canyon zu fahren. Dies sind zwar jeweils 1000-HM-Berge, aber ich habe seit dem Atigun in Alaska bisher jeden Pass innert nützlicher Frist bezwungen, also soll es so weitergehen. Ich bin zuversichtlich und freue mich aufs Klettern.

Tag 110: Distanz: 121.88 km - Fahrzeit: 5h45 - Höhenmeter: 372 - Wetter: wolkenlos, aber max. 20 °C

Anderes FortbewegungsmittelWenn das Venice BEACH wäre...
















Mittwoch, 19.10.2011 - ein erster Klettertag

Um 8 aus den Federn und um 10 auf den Göppel, und los gehts zum ersten von zwei Kletteretappen in den nächsten drei Tagen. Der Plan ist folgender: heute wenn möglich nach Torrey (100+ km) oder, falls ich das nicht schaffe dann nach Bicknell (90+ km). Falls ich nach Torrey komme werde ich dort 'basecampen', das heisst, all mein Gepäck dort lassen und mit unbeladenem Göppel den Nationalpark besuchen.
Nach diesen beiden Nächten geht's weiter auf dem Hwy 12, der als Scenic Byway und All-American Road anerkannt ist. Dieser führt über den Boulder Mountain (2900 m) nach Escalante und weiter zum Bryce Canyon.
Doch erst zur heutigen Etappe: es geht heute erstmal richtig in die Höhe: von knapp 1600 m hoch auf 2550, dazu einige weitere Hügel, die das HM-Total auf über 1300 schrauben. Die ersten 600 HM gehen easy, dann kommt eine Fläche bevor es nochmals ~500 HM hoch geht. Auf ebendieser Fläche empfängt mich ein Gegenwind, der mir mit gut und gerne 30 km/h ins Gesicht bläst. So fühlt sich auch das geradeaus- oder bergabfahren wie klettern an. Grummel!
Nach einer gefühlten Ewigkeit gehts dann endlich wieder bergwärts. Auf den letzten Metern vor der Passhöhe kriege ich mein Grinsen kaum mehr vom Gesicht. Einfach cool zu spüren, dass man der geplanten Route gewachsen und in einer guten Zeit oben angekommen ist. Dazu beigetragen hat aber auch - und das ist ganz wichtig - das gute Wetter und für einmal eine perfekte Strasse (war Sämi hier?) mit wenig Verkehr. Dann gehts teilweise rasant (74 km/h) talwärts, durch die Orte Loa, Lyman und Bicknell bis hin zum anvisierten Torrey.
Der ausgewählte Campground hat Zeltplätze zu 24$ und Cabins (kleine Hütten) zu 28$. Da ist der Entscheid nicht schwierig, die 4$ mehr zu bezahlen und dafür mein Equipment für den morgigen Tag eingeschlossen zu wissen.

Tag 111: Distanz: 107.78 km - Fahrzeit: 6h50 - Höhenmeter: 1352 - Wetter: Central-Utah-Like: wolkenlos. Dazu recht warm (23°C auf 2500m). Gegen abend aber rasant kühler.

Es geht hochkurze pauseThousand Lake Mountain
















Donnerstag, 20.10.2011 - Capitol Reef National Park

Capitol Reef NP heisst so, weil einige Felskuppen so aussehen wie die Kuppel des Capitols in Washington DC. Der Teil Reef kommt daher, weil die ersten Siedler hier den steilen Felsgraben als Reef, als unüberwindbares Hindernis bezeichneten. Dieser Feldgraben ist eine geologische Verwerfung, den sogenannten Waterpocket Fold. Diese Verwerfung ist ca 160 km lang und reicht vom Nordende (Parkeingang, Thousand Lakes Mountain) bis zum Lake Powell im Süden. Zusammen mit dem Mesa Verde, Arches, Bryce, Zion, Grand Ganyon und weiteren Nationalparks und Monumenten gehört der Capitol Reef zu den zahlreichen NP's des Colorado Plateaus, eine von Canyons und bizarren Felslandschaften durchzogene, teils karge teils recht grüne Landschaft.
Ich besuche den Chimney Rock, Grand Wash, Capitol Gorge, Hickman Bridge, Petroglyphs, Goosenecks und den Sunset Point. Dazu wollte ich den Cassidy Arch besuchen, doch ich habe dafür den Traileingang nicht gefunden... Bei den Gooseneck traf ich auf ein Bündner Pärchen (Claudia und Marc). Zusammen haben wir eine ganze Menge zu erzählen gewusst, und weil wir bei Sonnenuntergang mit quatschen immer noch nicht fertig waren haben wir uns gleich zum Nachtessen verabredet. Locals haben uns das Diablo empfohlen. Die hatten wohl Aktien in dem Laden, denn der war exceptionally teuer - aber auch gut!
Und wie es so ist, die Welt ist manchmal sehr klein, kennt Marc doch einen ehemaligen Arbeitskollegen aus der UBS - cool!

Tag 112: Distanz: 69.84 km - Fahrzeit: 3h45 - Höhenmeter: 1013 - Wetter: °C

Fotos: siehe Album Capitol Reef National Park unter Fotos


Freitag, 21.10.2011 - Boulder Mountain und eine neue Begegnung

Dies ist der Tag, vor dem ich schon etwas Respekt habe. Es steht die Überfahrt nach Boulder über den Boulder Mountain an. Von 2030 m hoch nach 2920 m und danach wieder runter. Die Passhöhe ist nach rund 40 km, darum recht gut machbar und ich nehme es locker. Das raufklettern geht dann auch ganz ordentlich voran. Gemächliche Steigungen wechselten sich gerne mit 8 bis 10%-Steigungen ab, welche eeetwas anstrengender sind.
Auf dem Weg nach oben treffe ich beim einen oder anderen Stop manche Leute in Autos, die meist mit offenem Mund zur Kenntnis nehme, dass ich diesen Berg mit all meinem Gepäck überquere. Aber meist ergeben sich lustige Gespräche mit den Leuten - von meiner Seite meistens die selben Informationen (I started in Alaska - was die Münder gerne noch etwas offener werden lässt), währenddem die Amis dannn gerne ihre 30-Meilen-Velotour erwähnen, die sie vor 3 Jahren mal unternommen haben :-)
Oben auf dem Berg treffe ich Wim, einen Holländer, der mit seinem Rad in Anchorage gestartet ist und auf dem Weg nach Ushuaia in Feuerland ist. Die Abfahrt nehmen wir gemeinsam, mit 100 m Sicherheitsabstand in Angriff. Aber nicht lange, denn ich kassierte prompt meinen vierten Plattfuss. Bis ich den geflickt hatte war Wim schon lange unten in Boulder und machte sich etwas Sorgen. Doch ein Autofahrer konnte ihm sagen, dass da oben einer seinen Göppel flickt. In Boulder schmiedeten wir dann mal weiter Pläne, denn Wims Plan war, nach Escalante zu fahren. Dies sind aber nochmals über 50 km und zwei ganz giftige Steigungen hoch.
Mein Plan war es, zum Calf Creek Campground zu fahren. Diesen Plan übernimmt er und so starten wir in eine Landschaft, die wir beide noch nie gesehen haben. Oben auf der Fläche einer riesigen Canyonlandschaft, und an irgendeinem Punkt gings links und rechts neben der Strasse steil nach unten, bis dann die Strasse auch ziemlich steil (14%) ins Canyontal abfiel.
Wir waren gerade etwa eine Meile vom CG entfernt, als uns von hinten ein Rennvelofahrer aufholte und uns während dem Fahren über unsere Touren auszufragen begann. Ohne mit der Wimper zu zucken fragte er uns, ob wir zum Calf Creek fahren würden - oder ob wir bei ihm, drei, vier Kilometer später übernachten wollen? Ja, klar! Und so kamen wir unerwartet in den Genuss einer Gratisübernachtung in einem Haus und all dessen Vorzügen. Scott, unser Gastgeber kommt aus Colorado, hat eine Firma in Vermont (ist ja gleich um die Ecke) und kommt für ein verlängertes Weekend hierher in diese unglaubliche Gegend. Er entpuppt sich auch als einer, der ziemlich kritisch über sein eigenes Land denkt - und die Diskussion über Politik, die meist nicht so fruchten, ist richtig interessant.

Tag 113: Distanz: 81.54 km - Fahrzeit: 5h25 - Höhenmeter: 1276 - Wetter: °C

Waterpocket FoldCanyonlandHwy 12 - my favourite
















Samstag, 22.10.2011 - Kurzarbeit

Eines vorneweg: dies wird wohl der kürzeste Velo-Tag auf meiner ganzen Reise. Wir kamen gerade über die 26-km-Marke raus, dann war wieder Feierabend.
Es begann mit gemütlichem Morgenessen, weiteren Diskussionen über dies und jenes, dann eine Fotosession vor Scotts Haus, dann eine Material-erklär-Stunde - und unsere Abfahrt war bereits nach 12 Uhr.
Gleich nach Abfahrt gings giftig nach oben, danach auf einer Ebene weiter, bevor wir die restlichen Höhenmeter, die wir gestern vernichtet hatten, heute wieder zurückgeklettert sind. Vor Escalante trafen wir mit Emilien und Xinhan ein frnzösisch-chinesisches Paar, das auf dem Tandem unterwegs ist. Gemeinsam essen wir in Escalante im überfüllten Subway ein Sandwich, bevor die anderen beiden weiterfuhren und Wim und ich uns dazu entschieden, gleich hier zu bleiben. Wir hätten weitergehen können, aber weil der Bryce Canyon mit 80 km für morgen in erreichbarer Reichweite liegt machen wir weiter mit dem Lazy Day.
Auf dem nahen Campground ist das Quadrat für mein Zelt viel zu klein und flache Plätze gibts sonst nicht - aber was solls. Improvisieren halt. Dann die nächste Überraschung: Lucy und Rob aus Salt Lake City kommen auf uns zu und wollen uns im Campground-Resti zu einer Pizza einladen. Klar nehmen wir an, sagen aber gleich, dass wir dafür das Bier oder Getränk bezahlen werden. Das haben die beiden aber falsch verstanden, denn kurz darauf kommen sie zurück und sagen, dass die Pizzas und das Bier bestellt und bezahlt seien. Ob sie denn nicht dabei seien fragen wir, und zu unserer Überraschung sagen sie, dass sie leider nicht können... Schräges Zeugs erlebt man hier.
Die Pizza war gut und das Bier auch! Lucy und Rob, besten Dank!

Tag 114: Distanz: 26.03 km - Fahrzeit: 1h50 - Höhenmeter: 474 - Wetter: °C

Bei Scott, mit WimMit WimWenn der Zeltplatz zu klein...

















Sonntag, 23.10.2011 - Hoch zum Bryce

Der Tag beginnt recht früh, denn neben 80 Kilometern stehen noch 1000 Höhenmeter auf dem Speiseplan. Wim checkt erst noch über seinen iPod seine Mails und das Wetter, für welches er aber WiFi braucht - und in ganz Escalante scheint kein einziges WiFi-Netz richtig konfiguriert zu sein - wohl überall der selbe Techniker am Werk?
Anyway, ich fahre alleine los. Nach 12 km quassle ich etwa eine halbe Stunde mit einem Kletter-Pärchen, so dass Wim mich einholt. Das Quatschen wird heute etwas gar stark zur Gewohnheit, denn es folgen noch weitere Meetings mit Locals, die uns mit immer gut gemeinten Tips versorgen. So vergeht einiges an Zeit ohne dass wir vorwärts kommen - und es geht immer noch die 400 HM zum Bryce (liegt auf 2300m) hoch und es dunkelt langsam... Endlich oben entscheiden wir uns für den Campground bei Ruby's Inn anstelle des Campgrounds innerhalb des Nationalparks. So müssen wir morgen halt etwas weiter fahren, haben aber die Vorzüge von WiFi (Wetter checks), warmer Dusche und Lagerfeuer.
Der Abend ist recht kühl, nahe bei 0°C und die Nacht ist sternenklar - es wird eine der kältesten bisher.

Tag 115: Distanz: 78.52 km - Fahrzeit: 4h55 - Höhenmeter: 1134 - Wetter: Super, 24°C. Auf 2300m merklich kühler

Powell PointDie Typischen Säulen des BryceHoodoo
















Montag, 24.10.2011 - Wir sind heute im Bryce Canyon

Einer der Tips von gestern war, den Bryce von Süden nach Norden zu besuchen. Das heisst, die ganze Strecke (gut 30 km) hoch auf 2780 m zum südlichsten Punkt und von dort zurückfahren und die Aussichtspunkte besuchen, bestaunen und Fotos zu schiessen. Nach einem ersten Gwunder-Stop beim Visitor Center, Grocery Store und Sunrise Point haben wir das dann auch so gemacht.
Auch dieser Parkbesuch zählte über 70 km und 1000 HM auf unsere Fahrradcomputer. Dank des zurückgelassenen Gepäcks waren die Anstrengungen aber nicht so gross - nicht schlecht nach dem doch recht anstrengenden letzten Tag.
Die bekannteste Aussicht des Bryce bietet sich dem Besucher vom Bryce Point aus - Stunning! Etwas spät waren wir beim Sunset Point. Nicht wegen des Sonnenuntergangs, sonder wegen dem Navajo Loop Trail. Dies ist eine kurze Wanderung die Klippen hinunter, und die wollten wir schon nochmals aus der Nähe sehen. Wir nehmen ihn trotz der tiefstehenden Sonne noch in Angriff und finden Fels- und Naturformen unglaublichster Art vor - Mega!
Zurück waren wir nach Sonnenuntergang, aber immer noch mit genügend Dämmerungslicht. Am Abend genehmigten wir uns abermals ein wärmendes Lagerfeuer, es war wieder ähnlich kalt wie gestern.
Ah, ja: Beim südlichsten Punkt haben wir Picknick gegessen. Dies hat offenbar zwei Raben angelockt. Wo auch immer wir auf dem Rückweg waren, da waren auch die zwei Raben! Über 20 km haben sie uns verfolgt!

Tag 116: Distanz: 72.88 km - Fahrzeit: 3h50 - Höhenmeter: 1052 - Wetter: °C

Fotos: siehe Album Bryce Canyon National Park unter Fotos


Dienstag, 25.10.2011 - Wieder Kurzarbeit

Es geht 'runter' nach Panguitch (das dachten wir, aber erst gings 15 km im Gegenwind ebenweg oder gar bergauf). Doch die letzten Meilen auf dem Hwy 12 (Scenic Byway der sich definitiv lohnt!) geniessen wir. Auf der 89 pusht uns der Wind bis auf die letzten 500 Meter. Dann nehmen wir ein Motel für 2 Nächte. Den Ruhetag haben wir uns verdient. Dazu können beide etwas an ihren Internetauftritten werkeln und zu guter Letzt ist für morgen schlechtes und kühles Wetter angesagt.

Tag 117: Distanz: 37.27 km - Fahrzeit: 1h40 - Höhenmeter: 144 - Wetter: gut. Wolkenschleier und Wind, 17°C

Elefanten-Maschine vor Panguitch

















Mi/Do, 26./27.10.2011 - Ruhetag in Panguitch

Ich skype mit Simone, bearbeite die Fotos aus dem Capitol Reef und Bryce Canyon und erkundige mich bei den lokalen Shops, ob sie diesen Flamespreader für meinen Kocher als Ersatzteil haben - jedoch ohne Erfolg.
Später am Abend entscheiden wir spontan, dass wir wegen des anhaltend kühlen Wetters noch einen Tag Pause mehr einlegen. 3°C hier auf 2000 m - das sind auf 3200 m bis -9°C - nö, das lassen wir sein und warten bis morgen.
Der Wetterbericht war übrigens ziemlich präzis: am Morgen lagen einige wenige cm Schnee. Die waren aber nicht von langer Dauer.
Zudem entdecke ich etwas, das mich etwas beunruhigt: seit einiger Zeit begann das Hinterrad zu schlagen, wenn ich die hintere Bremse betätige. Grund dafür ist ein 'Buck' in der Felge. Nicht etwas, das sich mit Speichen anziehen richten liesse, denn die Felgenwand ist an der Stelle links und rechts nach aussen gewölbt...


Freitag, 28.10.2011 - Schwerarbeit hoch zum Dach meiner Tour

Für mich geht es heute rüber nach Cedar City. Richard in Pleasant Mountain hat mir eine Strecke gezeigt, die nördlich von Panguitch über ca 500 HM über diesen Bergzug führt. Nach den letzten Tagen fühle ich mich aber durchaus im Stande, die einiges höhere Route über die Cedar Breaks zu nehmen. Es geht hoch bis auf über 3220 Meter. So ist nicht der Guardsman Pass zwischen Park City und Salt Lake City der höchste Punkt, sondern die Cedar Breaks.
Dort oben trennen sich die Wege von Wim und mir. Wim nimmt den Weg nach Süden (Duck Creek) und ich gehe nach Cedar City, von wo der Weg nach Norden und Westen durch Nevada nach San Francisco geplant ist.
Ich kann leider den Hwy 14 direkt nach Cedar City nicht nehmen, denn die wurde vor wenigen Tagen von einem Erdrutsch verschüttet. So muss ich nördlich davon einen Umweg fahren. Die Abfahrt nach Parowan wird saukalt und mir frieren fast die Finger ab. Ich bin froh wieder unten zu sein, aber wegen des Umweges darf ich jetzt noch 30 km nach Cedar City zurückpedalen.
Im Gesamten komme ich heute auf 114 km, zusammen mit fast 1600 HM. Ich bin kaputt, Knie tun weh und ich habe kein Lust auf Camping in der Kälte. So gehe ich in ein Motel und beginne zu überlegen, ob ich wirklich über den Hwy 50 (der ist auf der Karte mit 'loneliest road in america' bezeichnet (nun, der Dalton wäre da eine echte Konkurrenz)). Das mit dem loneliest und den wenigen Services, dazu ein ständiges auf- und ab ist mir ziemlich egal. Was mich etwas beunruhigt ist die ständige Höhe über Meer (zwischen 1800 und 2300) und das angesagte kalte Wetter (selten über 6°C am Tag).
Ich lasse Simone mitentscheiden und mache morgen zu einer weiteren Sesseion mit Skype ab.

Tag 120: Distanz: 114.17 km - Fahrzeit: 7h10 - Höhenmeter: 1592 - Wetter: gut und kalt, zwischen 4 und 19°C

Das hab ich nun auch noch nie gesehenEndlich oben!Wim nach Süden ich nach Norden
















Samstag, 29.10.2011 - Planänderung und Felgendefekt

Gestern Mittag war ich mir noch sicher, dass ich als nächstes nach Norden zum Great Basin Nationalpark und von dort über den Hwy 50 nach Westen fahren will. Mittlerweile bin ich mir da aber überhaupt nicht mehr sicher. Es ist das erste Mal auf meiner gesamten Tour, dass ich mir über einen Plan nicht total im Klaren bin. Und das stresst mich ein wenig.
Nach einem Gespräch mit Simone bin ich mir schon fast sicher, dass ich den ursprünglichen Plan über den Haufen werfe. Denn neben der zu erwartenden Kälte auf dem Weg wäre es so, dass ich dann gegen Mittw November in San Francisco wäre. Von dort sind es nochmals 700 bis 800 km nach Los Angeles - machbar in etwa 10 Tagen - und dann? Dann wäre ich trotz einer geplanten Woche Pause in Frisco fast 20 Tage zu früh in LA. Am Abend war ich mir praktisch sicher, dass ich morgen nach Süden weiterfahren werde. Dann östlich durch den Zion NP, dann wieder nach Süden und Osten um den Nordrim des Grand Canyons rum zu dessen Südeinfahrt - und von dort nach Las Vegas.
Weiter checke ich diesen 'Buck' in der Hinterradfelge. Hm, das sieht nicht gut aus! Tatsächlich biegt sich die Felde an einer Stelle merklich nach aussen, und dazu ist die verbindung im Inneren angerissen. Dies werde ich irgendwo reparieren müssen.

Tag 121: Distanz: 13.84 km - Fahrzeit: 1h00 - Höhenmeter: 128 - Wetter: fand statt


Sonntag, 30.10.2011 - Autobahn, schönes Wetter und ein Kläffer

800 Meter nach Abfahrt beim Motel entscheidet es sich: nach links auf die Nordroute oder nach rechts in den Süden. Ich nehme die Zweite und kaum bin ich da drauf ist dieses bombensichere Gefühl, das Richtige zu zun wieder da. Also los! Ich komme heute wieder einmal nicht darum herum, auf dem Freeway zu fahren. Doch ich möchte diese Strecke so kurz wie möglich halten und nehme eine Frontage Road zu viel - Sackgasse! Über Stock und Stein wieder zurück, und dies mit meiner Felge! Am Anfang begleitet mich das schale Gefühl, dass etwas mit der Ausrüstung nicht stimmt noch recht stark. Doch ich überrede mich selbst vom Gutgehen meines Plans, da dieser Buck schon einige hundert Kilometer (seit der Abfahrt vom Boulder Mountain) in meinem Rad steckt und dass der schon nicht jetzt ein Problem machen wird.
Nun, nach einigen ruhigen Kilometern neben dem Freeway, einigen auf demselben, meist talwärts darf ich wieder auf 'normale' Strassen, aber die geht gleich giftig nach oben. Doch auf der Ebene angekommen ist es eine angenehme Fahrt bis hin zum Zion Nationalpark. Das Wetter ist prächtig und ich freue mich auf den morgigen Tag und eine Wanderung in diesem Canyon.
Etwas weniger angenehm ist auf dem Zeltplatz der Nachbar, bzw sein im Zelt belassener Hund. Der kläfft nämlich unablässig. Der Parkranger kommt während der Zeit sicher 3 Mal vorbeischauen - er entschuldigt sich auch bei mir, weil er den Kläffer nicht abstellen konnte (ich offeriere ihm etwas Bärenspray :-). Später, als der Hundehalter wieder zurückkommt wird er sofort vom Parkranger vorgeknöpft und ohne grosse Diskussion bricht der sein Zelt ab und ist 30 Minuten später verschwunden. Ich weiss nicht, ober er das sowieso vorhatte oder ob er des Platzes verwiesen wurde. Egal, jetzt ist ruhe.

Tag 122: Distanz: 103.44 km - Fahrzeit: 5h05 - Höhenmeter: 698 - Wetter: perfekt, 27°C

Süd UtahGute Auswahl!Zion kommt näher
















Montag, 31.10.2011 - Zion NP

Anders als beim Bryce Canyon wo man auf der Plattform entlangföhrt und in die Tiefe schaut ist der Zion ein echter Canyon, dem man in der Talsohle entlangfährt und meist hoch nach oben schaut. Die Felswände türmen sich an manchen Stellen 500m senkrecht über einem auf, man fühlt sich dann etwas klein.
Ich fahre erst zum 'Tempel des Sinawava'. Von dort mache ich eine kleine Wanderung zu einem Ort, wo der Canyon wenige Meter breit wird. Von dort kann man nur noch wasserdicht ausgerüstet weiter, denn der Fluss ist der Wanderweg. Auf dem Weg zurück stoppe ich beim 'Weeping Rock' (der ist bei nässerem Wetter wohl eindrücklicher) und gleich nebenand gehe ich auf den Hidden Canyon Trail. Dieser Wanderweg ist schon nichts mehr für Höhenangsthaber. Auch dieser Canyon verengt sich nach wenigen Metern zu einer engen, anständig hohen Schlucht. Auf dem Weg dorthin zweigt der Weg zum Observation Point ab. Dieser Aussichtspunkt liegt 500 HM über dem Talboden. Dies muss ein gewaltiger Anblick sein, aber mir reicht heute die Zeit nicht mehr. Auch auf dem Weg dorthin liegt der 'Echo Canyon', wie mir einer erzählt - und Fotos zeigt! Hammer! Falls ich heute wieder auf Wim treffe und wir evtl. entscheiden, noch einen Tag zu bleiben - das wäre meine Wahl.
Ah, ja: aus der Apsis meines Zeltes sind die Schokolade-'Candys' (ein Fehleinkauf) verschwunden, Spuren deuten auf ein Eichhörnchen! Tatsächlich, 6 Meter neben dem Zelt finde ich die fast leere Packung mit eindeutigen Nagerspuren - Saucheib!
Ah, ja zum Zweiten: Auf meinem Loop durch den Campground sehe ich Wims Zelt. Etwas später treffe ich ihn dann auch und wir beschliessen, zu Halloweenparty zu gehen. Mit je 20$ Eintritt und je 20$ Investition in Bier anständig teuer, aber wir beschliessen tatsächlich, noch einen Tag länger zu bleiben und zum Observation Point zu wandern. Um halb 3 nachts sind wir in den Federn und pennen bis weit nach 9 Uhr.

Fotos: siehe im Album Zion National Park unter Fotos


Dienstag, 01.11.2011 - Zion NP zum Zweiten

Nach meinem Umzug zu Wims Zeltplatz und einem gemütlichen Morgenessen starten wir zu unserem Hike. Den Echo Canyon sehen wir beim Aufstieg, sind uns aber nicht so sicher wegen dem Einstieg, der durchs Wasser führt - es erscheint uns etwas gar tief. "Let's check while getting back" war unsere Entscheidung und zogen weiter zum Observation Point. 500 Meter über dem Canyon-Tal, Hammer-Aussicht - nur leider Gegenlicht füf die Fotos. Aber die Aussicht ist die Anstrengung längstens wert.
Auf dem Abstieg finden wir den richtigen Einstieg in den Echo Canyon und sind schlicht begeistert von der Welt da drin!
Am Abend belohnen wir uns mit einer Pizza - dafür gibts aber kein Bier mehr :-)

Tag 123/124: Distanz: 61.37 km - Fahrzeit: 3h15 - Höhenmeter: 482 - Wetter: am Montag wieder perfekt bei 27°C, am Dienstag leicht bewölkt, aber ein kühler Wind, 17°C


Mittwoch, 02.11.2011 - Fast-Crash

Die Temperaturen sind etwas chilly beim aufstehen. Tatsächlich, das Thermometer zeit -2°C an. Als um 10 Uhr die Sonne hervorkommt sind wir schon fast auf dem Velo - aber nur fast. Denn Wim wie ich haben einen platten (ich fast, er ganz) Vorderreifen. Eine kurze Kontrolle zeigt, dass wir wohl Opfer von einer Strolcherei geworden sind: bei beiden wurde einfach 'nur' Luft rausgelassen. Heute müssen wir zudem Hitchhiken. Die Durchfahrt durch den Zion-Tunnel ist für Fahrräder nicht erlaubt. Schnell finden wir mit Jack und seine Frau Rosemary, zwei Texaner (typischer geht kaum) aus Houston jemanden, der unsere Bikes mitsamt Gepäck auf seinen Pickup transportieren kann. Er war so beeindruckt, dass er später extra anhielt, um uns mit unseren Drahteseln fahren zu sehen.
Insgesamt kamen heute mit den Aufstiegen im Zion und über den Mount Carmel wieder 1000 HM zusammen, doch in angenehmen Steigungsprozenten. In Kanab, unserem heutigen Etappenziel wäre dann meine Reise um ein Haar unschön zu Ende gegangen: wir fuhren der Hauptstrasse entlang über eine Kreuzung, als aus der Gegenrichtung eine Lenkerin nach links abbiegen wollte. Wie ich die so beobahte merke ich, dass die einfach rüberhält, gleichzeitig aber mit ner Kollegin auf dem Beifahrersitz diskutiert und nicht auf die Strasse schaut. Mit einigen raschen Tritten entkomme ich der sicheren Kollision. Auch wenn sie wohl nur mein Hinterrad erwischt hätte, ich glaube ich hätte zusammenpacken können.

Tag 125: Distanz: 67.67 km - Fahrzeit: 4h25 - Höhenmeter: 1010 - Wetter: schön, aber recht kühler Wind, 9°C


Donnerstag, 03.11.2011 - Mühevoller Aufstieg nach Jacob Lake

Gleich am Morgen war das Wetter angenehm warm. Doch die Abfahrt verzögerte sich wegen Wims Vorderrad (doch etwas kaputt) bis nach 11:00. Erst fahren wir mit Rückenwind über die Grenze nach Arizona, doch nach Fredonia empfängt uns ein heftiger Gegenwind. Es geht auch ständig etwas empor, was auch ok ist, denn Jacob Lake liegt auf 2400 Metern. Als dann der richtige Aufstieg beginnt ist der Gegenwind auch nicht mehr so gross, aber die Anstrengung bleibt. Mühsam sind vor allem die kleinen Dips, die einem immer wieder 20, 30 Höhenmeter kosten und die wir mit unseren müden Beinen wieder zurückkaufen müssen.
In Jacob Lake tritt dann das ein, was wir befürchtet haben: Campground geschlossen. Wir fragen im Motel nach dem Preis: schlappe 130$ wollen sie. Goht's no?! Wir machen für uns kurzerhand den Campground wieder auf, gehen ins Resti essen und feiern meinen 7500. Kilometer

Tag 126: Distanz: 64.24 km - Fahrzeit: 5h00 - Höhenmeter: 1190 - Wetter: hohe Schleierwolken, etwas kühler Wind, 15°C

auf dem Weg zum Kaibab PlateauAuf dem Kaibab PlateauPirvatzeltplatz
















Freitag, 04.11.2011 - Talwärts durch Indianerland

Es erwischt uns kein Parkranger bei unserer nicht ganz legalen Übernachtung. Zügig aufgestanden, Zmorge gegessen, Wims Reifen nochmals geflickt und via Lodge zurück auf die Strasse. Es geht hauptsächlich talwärts. Bald fahren wir für viele Kilometer den Vermillion Cliffs entlang. Indianerlis + Cowboy kann man sich hier nur zu gut vorstellen. Unser Ziel, Marble Canyon, ist um 15 Uhr erreicht und nach einem kurzen Stop beim einzigen Laden dort fahren wir weiter zum Campground (der ist offen) bei Lees Ferry. Dieser Ort war vor 100 Jahren der einzige Übergang über den Colorado River und damit die Verbindung von Arizona nach Utah. Es windet mächtig, und schon während dem aufstellen flattern die Zelte. Gegen Abend fallen auch die ersten Tropfen, die ersten seit langem!
Noch besser: gemäss Wetterbericht sollte es zu schneien beginnen! Doch dafür ist es hier und heute definitiv zu warm.

Tag 127: Distanz: 75.85 km - Fahrzeit: 3h15 - Höhenmeter: 208 - Wetter: schön, windig, gegen Abend bewölkt und sogar einwenig Regen fällt. 20°C

Vermillion CliffsI'm a roadieeeeeeSteinpilz
















Samstag, 05.11.2011 - Einer der bemerkenswertesten Tage

Es bginnt beim Aufwachen nach einer stürmischen Nacht. Erst scheint es, als komme ich gar nicht aus den Federn, doch dann plötzlich bin ich innerhalb einer Hundertstelssekunde vollwach: irgend etwas in meinem Zelt ist nass - und das nicht nur ein wenig! Tatsächlich: auf dem Zeltboden liegt Wasser, und ich habe keine Ahnung woher!
Später: eine Windböe fegt mit einer derartigen Geschwindigkeit über uns hinweg, dass sie Wims Zelt komplett zu Boden drücken mag. Seine Zeltstangen sind danach so verbogen, dass das Zelt wohl nie mer so stehen wird wie es mal war. Meines hat diesen Angriff gut überlebt, der Wind hat aber meine Kamera (eine D90 mit einem anständig schweren Scherben vornedran) vom Tisch blasen mögen. Doch auch der ist nichts geschehen.
Zudem haben wir heute keine Ahnung, öb wir die Strecke zum nächsten Ort schaffen. Cameron liegt 76 Meilen/124 km weiter im Süden, dazu stellen sich uns noch 1000 HM sowie dieser Wind entgegen. Die ersten 30 km sind 'fürchterlich' (ich meine das nicht im Sinne des Wortes, sonder im Vergleich von reellem vorwärtskommen mit soll-vorwärtskommen). Wir glauben in dem Moment nicht, dass wir es bis nach Cameron schaffen.
Die nächsten 25 km sind dann etwas angenehmer, worauf nochmals 18 Strenge folgen. In Gap glauben wir zum ersten Mal daran, dass wir es evtl. doch schaffen könnten. Dies wäre darum gut, weil wir uns hier im Reservat der Navajo befinden. Nicht das wir deswegen einen Indianerangriff zu erwarten hätten, aber wir wollen nicht einfach so unsere Zelte in deren Garten reinstellen. Es fehlen also noch etwa 50 km bis nach Cameron. Es beginnt ein Kampf gegen den Wind (unglaublich wie stur der aus der falschen Richtung kommt - bäääh!) und gegen die untergehende Sonne.
Wir fahren Staffel um uns gegenseitig Windschatten zu geben und schaffens so gerade noch nach Cameron. Nach Sonnenuntergang zwar, aber noch bei genügend Dämmerlicht. Das Motel ist eigentlich zu teuer, aber weil der RV-Park nebenan kein WC und keine Dusche hat nehmen wir es trotzdem.

Tag 128: Distanz: 124.02 km - Fahrzeit: 6h55 - Höhenmeter: 1024 - Wetter: meist bewölkt, 3/8 bis 5/8 cu, 7-12°C, Wind!!!

Vermillion CliffsZelt im WindAlte Navajo Brücke
















Sonntag, 06.11.2011 - Wieder Planänderung

Bisher war es immer unser Plan, nach Cameron rechts abzubiegen und zum Grand canyon hochzufahren. Doch gestern Abend kam ich mit der Idee, nach Flagstaff zu fahren (Wim hat dort sowieso noch ein Date mit einer Bekanntschaft aus Alaska) und von dort mit einem Mietwagen den Grand Canyon zu besuchen. Wim war überraschend schnell Feuer und Flamme für diese Idee, denn das Wetter ist abermals recht kühl angesagt für die nächsten Tage.
Und so war plötzlich gar keine grosse Diskussion mehr nötig: wir fahren heute nach Flagstaff. Dort bleiben wir 2 Nächte, mieten am Dienstag einen Chlapf und fahren damit hoch zum Grand Canyon. Und allerhöchstwahrscheinlich fahren wir mit dem Auto gleich weiter nach Las Vegas. Soviel zu den Plänen.
Heute stehen über 86 km Distanz und weitere 1100 HM Höhe an, und auch wenn es zu Beginn auf 1250 m noch angenehme 12°C waren nahmen diese rasant ab. Auf 2200 m waren es noch 2°C und in Flagstaff war der Gefrierpunkt erreicht. Finger kalt und Füsse kalt. Das war mit Abstand der kälteste Tag dieser Tour, und angenehm ist anders. Nach diesem Tag ist es praktisch sicher, dass wir die Strecke nach Las Vegas mit dem Mietauto machen werden. Die Bedingungen sind wirklich nicht mehr gut.

Tag 129: Distanz: 86.12 km - Fahrzeit: 5h30 - Höhenmeter: 1172 - Wetter: bewölkt, windig kalt, 12°C bis 0°C

Im SchneeWie lange ist dieser Abschnitt wohl?Noch mehr Schnee
















Montag, 07.11.2011 - Es liegen 10 cm Schnee

Die Überraschung war schon gross, als wir am Morgen zur Türe rausschauen! Da liegt ein ganz anständiger Teppich Schnee. Was für eine gute Entscheidung, gestern nicht in den Grand Canyon zu fahren!
Wir lunchen im Macy's, wo Wim einen Kajaker trifft, den er schon in Skagway getroffen hat! Später treffen wir uns noch mit Jane, ebenfalls eine Bekanntschaft von Wim aus Alaska. Die erste Begegnung war zufällig, die Zweite abgemacht. Jane arbeitet als Volunteer im Walnut Canyon, einem Ort, wo vor einigen hundert Jahren Pueblo-Indianer ihre Behausungen hingebaut haben. Wir machen einen Trip durch den Canyon und sind danach bei Jane zum Nachtessen eingeladen.
Es war ein ganz cooles treffen, denn alle 3 waren mehr oder weniger gleichzeitig in Alaska, und wenn der eine etwas erzählt hat, dann entfuhr es dem einen oder anderen mehr als einmal: "Yep, das habe ich auch gesehen!"


Dienstag, 08.11.2011 - Auto mieten und ab zum Grand Canyon

Beim Automieten ist die Frage bei uns immer: nehmen wir die Bikes mit (und brauchen deshalb ein grösseres Auto) oder stellen wir die Bikes irgendwo hin?
Wir entscheiden uns heute dafür, ein kleineres Auto zu mieten und die Bikes in Flagstaff zu lassen. Das Auto ist schnell gemietet, aber einen Platz für unsere Bikes gefunden - dies dauerte! Bei der Autovermietung geht's nicht. Bei einem Outdoorshop auch nicht und bei der Amtrak auch nicht. Erst hinter dem Bahnhof finden wir eine Brauerei, deren Mitarbeiter uns erlauben, unsere Velos in ihrer Scheune abzustellen. Zuvor haben wir im Macy's einen älteren Mann getroffen, der hin- und weg war von unseren Velos. Er hat uns sofort angeboten, die Bikes bei ihm zu Hause einzustellen. Doch er wohnt 4 Meilen entfernt. Das gibt ein ungemütliches Transportproblem.
Auf jeden Fall waren die Probleme dann gelöst und via zwei National Monuments, dem Sunset Crater und den Ruinen der Wupatki Pueblo Siedlung machen wir uns auf den Weg zum Grand Canyon.
Wir haben vor, dort eine grössere Wanderung zu machen, aber wir stellen fest, dass die ersten rund zweihundert Höhenmeter des Wanderweges in den Canyon hinab total vereist sind. Mit meinen Schuhen gehe ich da nicht runter. Also erst mal ins Visitor Center und nach Rat fragen. Ätsch! wegen einer falsch gestellten Uhr im Auto sind wir anstatt 5 Minuten vor Türschliessung 5 Minuten zu spät. Grummel! Beim Markt des Campgrounds finden wir aber trotzdem das, was uns für die Wanderung hilft: sogenannte Grip-ons, Gummidinger mit Spikes dran, die man unter die Schuhsolen spannt und die einem so Halt geben. Danach rasch ins Zelt: es wartet eine kurze und kühle (-11°C) Nacht auf uns.

Tag 131: Distanz: 15.48 km - Fahrzeit: 1h09 - Höhenmeter: 140 - Wetter: schön und kühl

Sunset CraterPueblo RuineLittle Colorado River
















Mittwoch, 09.11.2011 - Die grosse Wanderung

Unser Wanderplan: wir nehmen den South Kaibab Trail (nicht den Shish Kebab Trail) runter in den Canyon. Dort zweigt der Riverside Trail ab und führt uns zum Bright Angel Trail, der wieder hoch zur Krete des Canyons führt. Was hier in einem kurzen Satz genügend genau erklärt ist, ist in der Praxis aber nicht ganz soooo kurz. In Meilen ausgedrückt: South Kaibab Trail: 7 mi, Riverside Trail 1 mi, Bright Angel Trail 9 mi. Sind 17 Meilen sind 27 über 27 Kilometer. Dazu der Höhenunterschied von gut 1400 Metern runter und wieder rauf. Dafür nehmen wir uns genügend Zeit, und deshalb wollen wir auch möglichst früh starten.
Wir stehen um 6 Uhr auf, essen Zmorge und wären kurz nach Sonnenaufgang (07:00) beim Trailhead gewesen wenn nicht der Shuttlebus gespukt hätte. So sind wir um 07:45 parat, haben die Gripons angeschnallt und beginnen unsere Tour. Wir sind auf den ersten Metern heidenfroh um unsere Gripons. Da gibt's also tatsächlich Leute, die auf der eisigen Unterlage mehr schwimmend als gehend nach unten kämpfen. Ohne Geländer, Seil, Netz oder doppelten Boden und das neben einem mehrere hundert Meter tiefen Abgrund. Tubel!
Wir haben nach den beiden letzten bewölkten Tagen riesenglück und erwischen einen wunderschönen Tag. Die Aussicht auf den im Morgenlicht liegenden Canyon ist immer wieder fantastisch, und wir kommen auch gut voran. Über den Ooh Aah Point, der eine 330°-Rundsicht offeriert über die Cedar Ridge, unter dem O'Neill Butte durch zum skeleton Point, über das Tonto Plateau und zum Abschluss über den Tipoff hinunter zum Colorado River. Dort über die Black Bridge, entlang des Flusses, zurück über die Silver Bridge, nochmals dem Fluss entlang - nach einer kleinen Pause am Fluss sind wir um etwa 12 Uhr wieder parat für den Aufstieg. Doch plötzlich sackt neben mir Wim zu Boden und deutet mich schmerzverzerrtem Gesicht auf sein rechtes Knie.
Er hat es sich beim normalen Gehen verdreht. Es ist das Knie, das ihn schon um seine Fussballkarriere gebracht hat. Jetzt macht es wieder Ärger und das am tiefsten Punkt im ganzen Canyon! Ich hoffe inständigst, dass ihn der Schmerz nicht am weitergehen hindert - die Mühen wären riesig, ihn da wieder rauszubringen. Er deutet aber bald an, dass es wohl gehen sollte, und ich lasse ihn für den Rest der Wanderung vorausgehen damit er sein Tempo gehen kann. Alle 1000 ft (Wim hat seinen Höhenmesser und km-Zähler auf das imperiale System umgestellt) machen wir eine kleine Pause, und dieser Rhythmus behalten wir bis zum Schluss. Wir sind sogar gemütlich vor Sonnenuntergang wieder oben in der Kälte. Sind wir um 07:45 bei ca 0°C gestartet hatten wir um 12:00 etwa 28°C, um um 16:30 oben wieder 0°C zu haben.
Wim's Knie hat es mitgemacht, doch im Aufstieg hat er mal gemeint, dass nun die aller-, allerletzten Zweifel weg sei ob wir wirklich mit dem Mietauto nach Las Vegas wollen. Er wolle gar nicht anders.
Oben gibts dann noch die Story vom schlechtesten Busfahrer die die Menschheit je gesehen hat, und die uns fast zum zweiten Mal den Besuch des Visitor Centers gekostet hat, und danach gönnen wir uns eine Dusche und fahren nach Tusayan, wo wir etwas ungesundes essen.
27 Kilometer Distanz, gut 1400 Höhenmeter - das gibt zusammen schon mal fast 42 Leistungskilometer, einen Marathon. Und wenn man bedenkt, dass das runterwandern vielleicht noch anstrengender ist als das hochmarschieren (mir geht es jedenfalls so) sinds noch mehr. Da darf man am Tag darauf etwas Muskelkater haben. Und am Tag danach immer noch und am Tag darauf auch noch, und die nächsten 3 oder 4 auch noch...

Fotos: siehe im Album Grand Canyon National Park unter Fotos

Donnerstag, 10.11.2011 - Zurück nach Flagstaff

Unsere Beine schmerzen wie kaum jemals zuvor. Gut können wir in ein Auto sitzen und müssen nicht den Weg nach Flagstaff pedalen... oder vielleicht wäre ja gerade die Bewegung gut gewesen, denn zu dem Zeitpunkt als ich diese Zeilen schreibe (wir schreiben den 16. November) sind die Anstrengungen immer noch spürbar.
Anyway, es ist wie es ist. Wir fahren zurück nach Flagstaff, stoppen erst bei der Brauerei um unsere Göppel wieder abzuholen (btw: die Brauerei heisst Lumberyard Brewery und macht ganz anständig gutes Bier) und den chlapf wieder abzugeben. Unser Plan ist, für eine Nacht wieder ins bekannte Motel zu gehen um für am Freitag ein grösseres Auto zu mieten, mit dem wir uns nach Las Vegas transportieren. Doch es sollte alles ganz anders kommen.
Um ins Motel zu gehen gehen wir erst zu Macy's, um übers dortige Internet die Buchung über booking.com zu machen - es ist günstiger! Doch wie wir ins Macy's kommen laufen wir wieder an den selben älteren Herrn, der uns zwei Tage zuvor angeboten hat, unsere Velos bei ihm zu deponieren. Diesmal lädt er uns bei einem Kaffe gleich ganz zu sich nach Hause ein - mit Sack und Pack zur Übernachtung. Das nehmen wir natürlich gerne an und verabreden uns für den späteren Nachmittag bei ihm zu Hause. Sein Name ist Daniel, der seiner Frau Megan. Auf dem Weg dorthin klappern wir die Car Rental Buden der Stadt ab, auf der Suche nach einem möglichst grossen und doch günstigen One-Way-Trip nach Vegas.
Doch das war Fehlanzeige! Hertz als einzige, die und die Wagengrösse zur Verfügung stellen konnten, hätten fast 400$ verlangt. Damit hätten wir auch fliegen können.
So gehen wir erstmals zu Dan und Megan. Die haben dann auch gleich die halbe Nachbarschaft zum Abendessen eingeladen, um von den Abenteuern der beiden Europäer zu vernehmen. Beim Diskutieren, wie wir unser Transportproblem lösen kommt Dan mit der Idee, bei Walmart ein billiges Bike-Rack zu kaufen, denn dann könnten wir uns auch einen günstigeren Compact Car mieten. Er offeriert uns auch, morgen gleich als erstes zu Target oder Walmart zu fahren um ein solches zu kaufen. Danach bringt er mir noch die Regeln und Taktiken von Backgammon bei, und dann ist höchste Zeit fürs Bett. Ich hoffe auf eine baldige lindernde Wirkung der Zeit auf den Muskelkater in meinen Beinen.


Freitag, 11.11.11 - Pleasantly stuck in Flagstaff

Wie gestern abgemacht sind wir mit Dan bald im Target, dann im Walmart anzutreffen. Tatsächlich haben die ein Bikerack für 40$, das an die meisten Autos passt.
Also nix wie los zum Car Rental. Doch der gibt bad News von sich. Nicht nur die grossen Autos sind weg, sondern auch die Kleinen. In Phoenix ist dieses Wochenende ein NASCAR-Rennen, und dafür wurden 70 Fahrzeuge der normalerweise in Flagstaff stationierten Flotte nach Phoenix abgezogen. Und auch für morgen siehe es sch.... aus.
Allerdings liess sich auf dem Internet noch vor dem Hertz-Shop ein solches Auto reservieren - nicht für heute, aber für morgen, und wir sind schon etwas erstaunt über die Selbstverständlichkeit, wie der Kerl uns sagt, dass morgen auch nix da sei. Dan wirft dann seine gesamte Routine in die Waagschale und sagt dem Angestellten, das diese beiden Herren mit dem Velo seit Alaska unterwegs seien. Nirgendwo seien sie auf Probleme gestossen, erst hier beim Hertz-Shop in Flagstaff! Das Gesicht des Typen sah aus, als wäre er von Mike Tyson's Geisterfaust getroffen worden... eeetwas perplex hat er dreingeschaut, aber zu einer Konzession bezüglich Autoreservation liess er sich nicht hinreissen.
Dan hat uns dann sofort versichert, dass wir gerne auch heute Nacht noch bleiben können, und zu Hause hat er mit seiner Frau sogar darüber gesprochen, dass sie, wenn alle Stricke reissen, uns gleich nach Vegas fahren könnten! Wow!


Samstag, 12.11.2011 - Es geht doch!

Als wäre es das normalste, gehen wir an diesem Morgen zum Hertz-Schalter und fragen nach dem Auto, das wir reserviert haben. Ohne auch nur einen schrägen Blick oder ein 'oh, I need to check whether we have one' haben wir einen Wagen erhalten. Weiss nicht, was uns der Typ gestern nicht geben wollte - er wollte vielleicht nur in diesem Blog erwähnt werden...
Bei Dan haben wir das Bikerack montiert (ein wenig wacklig war die Geschichte schon, doch was willste für 40$ vom Walmart?), die Bikes drangehängt und das Auto mit unseren Habseligkeiten beladen. Es konnte weitergehen.
Hier an dieser Stelle einfach nochmals ein riesen Dankeschön an Dan uns seine Frau Megan, die uns völlig unkompliziert und selbstlos unterstützt haben. Wir haben sie am Freitag Abend zum Nachtessen in der Stadt eingeladen im Wissen, dass wir nicht alles zurückgeben können was wir gekriegt haben. An dieser Stelle wünsche ich den beiden Viel Spass und ähnlich gute Erlebnisse, wenn sie im nächten Mai in Frankreich das Loire-Tal mit ihren Velos bereisen.
Wim und ich sind dann auf dem zweitschnellsten Weg nach Las Vegas unterwegs. Wir machen einen kleinen Abstecher zum Hoover-Damm und der neuen Brücke, die vor diesem hindurchführt. Und dann ist schon bald Nacht, als wir in Vegas ankommen.
Die Stadt die niemals schläft - What happens in Vegas stays in Vegas - nur zwei der Sprüche mit denen die Stadt sich schmückt.

Dan, Megan und ChristianHoover-DammO'Callaghan-Tillman-Brücke
















Sonntag, 13.11. bis Mittwoch, 16.11. - Las Vegas

Ich mag Las Vegas nicht. Mir wäre eine Blockhütte mit einer Feuerstelle oben in Alaska lieber als diese Lichterbunker hier. Darum hier nur das wichtigste:
 - Ich bin definitiv nicht mehr happy mit meinem Hinterrad und suche dafür einen Velomech der Räder neu einspeichen kann. Am Dienstag finde ich dann einen.
 - Wir wandern durch den Strip, fahren Downtown zum Fremont Experience und gucken ins innere des einen oder anderen Casinos. Ich vergamble in den total 5 Tagen hier sensationelle 3 Dollar.
 - Wiechert, ein Kollege von Wim trifft am Dienstag Abend ein. Wim und er (er nennt sich kurz Vic) haben von hier aus geplant zusammen nach San Francisco zu fahren. Falls wir uns nicht gleich spinnefeind sind fahren wir am Donnerstag zu dritt los.
 - Vic's Vorderreifen ist nach der Ankunft am Flughafen gemäss der Schilderung der beiden nahezu  explodiert. Dabei ist der Reifen, der Schlauch und die Felge draufgegangen. Auch er muss zum Velomech.
 - der Velomech ist ein lustiger Vogel. Bei mir montiert er einen total neuen Felgen auf die Rohloff-Nabe, vergisst aber ein Felgenband einzulegen (was ich natürlich im Shop nicht sehe). Erst als nach 6 km Rückfahrt die Luft ausgeht schwant mir Böses.
   Noch viel lustiger macht er es bei Vic. Er montiert nach allen Regeln der Kunst eine neue Felge auf die Nabe - doch anstatt das Vorderrad zu flicken macht er es beim intakten Hinterrad.
 - wegen des Felgenbandes muss ich morgen also nochmals dort vorbei. Umweg halt. Bis dahin habe ich mir aus Klebeband ein provisorisches Felgenband gebastelt. Ich hoffe, es hält wenigstens die 10 km bis zum Velomech...


Doch soweit kam es nicht einmal. Denn der Shop öffnet gerade mal um 10 Uhr, und um 9 wollen wir spätestens auf den Rädern sein. Die erste Teilstrecke der 7. Etappe wird uns über 100 km nach Pahrump führen, und dies über einen ziemlichen Berg. Wir wollen nicht zu spät los. Wünscht mir Glück mit meinem Klebeband-Felgenband!


Die Etappen- und Tourdaten:

Distanz: 1669.95 km
Fahrzeit: 97h50
Höhenmeter: 17'419
Durchschnittssgeschwindigkeit: 17.1 km/h
Max. Geschwindigkeit: 77.4 km/h

Totale Tour bisher
Distanz: 7806.9 km
Fahrzeit: 485h28
Höhenmeter: 69'214


 

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