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SteelWing
2011
Las Vegas - San Francisco

Die Route

Eines war klar: auf unserer Strecke zwischen Las Vegas und San Francisco durchqueren wir das Death Valley. Tönt schaurig, war's aber nicht wirklich, zumindest was die Temperaturen betraf. Denn mit 25°C im Talkessel gibts sicher den einen oder anderen vergossenen Schweisstropfen, aber nicht gleich Wassermangel.
Eher auf der monumentalen Seite einzuordnen ist das Rauskommen aus dem Death Valley auf der Westseite. hier geht es von knapp -100 Metern auf über 1500 rauf, alles in einer Steigung. Manche Autos kriegen hier im Sommer Mühe, wir hatten sie auch im November. Und - was manchen Autos im Sommer gelegen käme war uns nicht ganz so genehm: es begann zu regnen.
Die Weiterfahrt durch Kalifornien legten wir dann über Ridgecrest und Bakersfield. Dort trennten wir uns wieder auf, denn Vic hatte aus San francisco einen Rückflug zu erwischen und daher machten sie einige Kilometer per Mietauto gut. Ich durchradelte das Kalifornische Central Valley und für über San Jose und Oakland in die Stadt am Golden Gate.
Die Etappe war mit 14 Tagen auf dem Göppel und 1274 zurückgelegten Kilometern nicht mehr ganz so lange wie noch diejenige zuvor. Muss sie auch nicht, denn ich habe genügend Zeit, die Strecke und das wärmere kalifornische Wetter zu geniessen.




Donnerstag, 17.11.2011 - Vorsichtig gehts weiter

Start zur 7. Etappe!
Um 09:15 morgens verlassen drei total unpassende Figuren das Circus Circus Hotel in Las Vegas und fahren unter gelegentlichem Gehupe auf dem Strip nach Süden.
Drei deshalb, weil Wichert (kurz Vic), ein Kollege von Wim hier zu ihm gestossen ist und mit ihm nach San Francisco radeln will. Vic und ich haben uns auch gleich vertragen, also sind wir zu dritt unterwegs. Btw: Vic hatte auch sein Reifen-Erlebnis: am Flughafen, bei Entgegennahme des Velos ist ihm gemäss Wims Erzählung das Vorderrad regelrecht 'explodiert' und hat nebst Schlauch und Reifen auch die Felge zerstört.
Also gingen auch sie zum Rädli-Mech, um das Rad zu ersetzen. Dumm nur, hat dieser das Hinterrad neu eingespeicht und nicht das kaputte Vorderrad. In einer extra-Session hat der Mech dann das Vorderrad auch noch gemacht. Nur gut ist der Kerl nicht Chirurg... ou sorry, falsches Bein amputiert :-)
Ich fahre wie auf Eiern, denn in meinem Hinterrad befindet sich mein selbst gebasteltes Felgenband aus 4 Lagen Malerklebeband. Es war gestern definitiv der Tag des Mechs. Weiss nicht, wie man das Felgenband ernsthaft vergessen kann. Deshalb vermeide ich jegliche Trottoir-Kanten und fahre nicht selten Schlangenlinie, um den Schlaglöchern auszuweichen. Ich versuche noch, an ein Felgenband zu kommen, doch die Bikeshops öffnen alle zu spät und die Department Stores wie Walmart oder Target führen diese Dinger nicht im Sortiment. Doch vorerst geht alles gut.
Nach etwa 12 Kilometern biegen wir rechts auf die SR 160 ein. Diese bringt uns nach weiteren 88 km nach Pahrump. Ich frage mich gelegentlich, wie man eine Ortschaft so nennen kann...
Wim und Vic sind bergauf etwas schneller. Doch beim letzten Aufstieg bleibt Vic zurück. etwas später muss er sich sogar übergeben. Obwohl er viel leichter unterwegs ist als Wim oder ich - ein kleines Indiz dafür, welche Pferde-Kondition wir uns in den letzten Monaten geholt haben.
In Pahrump wollen uns die RV Parks nicht. Zelter nicht erwünscht - oder erlaubt, was auch immer. Nach einigem Suchen uns Beraten nehmen wir im einen RV einen Raum der genügend gross ist für uns drei. Dort habe ich sogar die Gelegenheit, meine Homepage fertig upzudaten, dies ist mir gestern nach dem Räder-Tamtam nicht mehr gelungen.


Tag 140: Distanz: 101.72 km - Fahrzeit: 6h00 - Höhenmeter: 1154 - Wetter: schön, 25°C

Diese Felge ist hinüberEtwas verschwitztNomen est Omen
















Freitag, 18.11.2011 - 'Easy' Kurzeinsatz

Wir müssen heute nicht ganz so früh aus den Federn. Sind wir in Utah jeweils ca. um 08:00 aufgestanden und um 10:00 auf den Velos gesessen, hat sich dies wegen der Umstellung auf Winterzeit und dem Wechsel von Mountain- zu Pacific-Time auf 06:00 (Tagwache) und 08:00 (Losfahren) geändert.
Erst um 10:00 fahren wir los, was mir noch Zeit gibt, nach Hause zu telefonieren und Mutter zum Geburtstag zu gratulieren. Schön zu hören, dass es ihnen gut geht!
Die Strecke heute ist auf dem Papier 'easy'. In Anführungszeichen deshalb, weil der Wind alles gibt. Er kommt aus Süden, und dort fahren wir hin. Ääääätsch! Wir hoffen einfach, dass der Wind auf morgen nicht dreht, weil dann fahren wir über 100 km nach Norden.
Ziel ist Shoshone, und der RV Park nimmt uns hier. Nach einem Bad im warmen Pool kochen wir uns unser Nachtessen und gehen danach ins Dorf-Pub.

Tag 141: Distanz: 46.06 km - Fahrzeit: 2h45 - Höhenmeter: 246 - Wetter: schön, windig, 20°C

Es geht nicht mehr weitStrasse in die WüsteDer wartet schon ne ganze Weile auf Benzin
















Samstag, 19.11.2011 - Ab ins Death Valley

Tagwache ist heute wieder um 06:00 und Abfahrt um 07:45. Vic muss davor erst noch sein Hinterad flicken - es war flat. Neben dem Zeltplatz verläuft ein kleiner Bach. Der, bzw die Luftfeuchtigkeit hat dazu geführt, dass sich in meinem Zelt einiges an Feuchtigkeit gesammelt hat. Der Schlafsack trocknet bis zum Abfahren, das Zelt nicht ganz.
Trotzdem geht's los - ab ins Death Valley. Doch so tödlich ist das Tal im November nicht - aber eindrücklich nichtsdestotrotz. Nach einem anfänglichen Aufstieg gehts dann so richtig bergab, von 1000 Metern runter auf fast 100 Meter unter dem Meeresspiegel. Danach gehts - mal leicht rauf, mal leicht runter über 70 km weiter bis zum Visitor Center in Furnace Creek. Um 16:30 sind wir dort, es ist bereits am eindunkeln. Wir schlagen unsere Zelte auf, gehen zurück zur Ranch für eine Dusche, und wieder bei den Zelten gibts das verdiente Nachtessen.
Die Kalorien für die 126 km heute müssen wieder rein - und noch einige zusätzlich für die Etappe morgen: über 90 km und 1800 Höhenmeter

Tag 142: Distanz: 126.47 km - Fahrzeit: 6h40 - Höhenmeter: 1133 - Wetter: schön, etwas Schleierwolken, 25°C

Jetzt gilts ernstSalzsee im DVEin Coyote im einzigen Schatten weit und breit: dem eines Verkehrsschildes














Dort oben (etwa in der Mitte) ist Meereshöhe
Unter NullAbendstimmung in Furnace Creek
















Sonntag, 20.11.2011 - Gibt's gar nicht!

"Gibt's gar nicht" gilt heute gleich in dreierlei Art und Weise. Der Reihe nach: von Furnace Creek gehts erst mal gut 40 km nach Stovepipe Well, den anderen Ort im Death Valley mit Services. Danach beginnt das Leiden. Ein 27 km langer Aufstieg über 1600 Höhenmeter. Gibts gar nicht! Wenn einer gerne ein leidendes Gesicht sieht, ich hätte heute Model stehen können.
Im Sekundentakt tropft der Schweiss von einer Strähne, die mir ins Gesicht hängt... wo nur all dieses Wasser herkommt? Da kommt es wirklich mehr als willkommen, dass wir bei einem Rastort namens 'Emigrant' an ein deutsch-britisches Paar herangelangen. Stefan ist ehemaliger Triathlet und seine Partnerin Fiona kocht uns kurz-spitz je einen Teller Pasta und krönt dieses Festmal mit je einem Stück Schokoladetorte von Stefans Geburtstag. goo cool, Gibt's gar nicht!
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu lange sitzen bleiben, denn mehr als die Hälfte des Berges wartet noch auf uns. Und da oben kommt das dritte 'Gibt's gar nicht!' Regen im Death Valley! Jährlich fallen im DV etwa 10cm Regen, und einen kleinen Teil davon haben wir heute tatsächlich abgekriegt! Der Regen war zwar nie stärker als ein Nieseln, aber mit den Temperaturen von nur noch 3°C auf der Passhöhe war das nicht mehr angenehm.
Dafür gings danach runter, und wie! Zum Glück führt eine gute Strasse wieder zurück ins Panamint Tal. Denn oben ist es bereits 16:20 als wir losfahren. Unten angekommen verdient die Dämmerung diesen Namen schon fast nicht mehr, und weils bis zum Campground noch 5 km weit geht (und wieder bergauf), ist's dort schon stockdunkel.
Kurzentschlossen - selbstverständlich vom nassen Wetter beeinflusst - verzichten wir aufs Campen uns nehmen ein Motelzimmer.
Wim und Vic teilen sich ganz Ehepaar-like ein Bett, während ich meines alleine geniessen darf.
Am Schluss stehen über 90 Kilometer auf dem Zähler. Doch das heftige heute waren die fast 1850 Höhenmeter. 1600 davon kamen praktisch am Stück aus der Depression des Death Valleys auf die Höhe des Towne Pass. Ich bin froh ist dieser Teil hinter mir, ich habe hinterher noch viel mehr Respekt als zuvor.

Tag 143: Distanz: 91.90 km - Fahrzeit: 6h35 - Höhenmeter: 1849 - Wetter: erst bewölkt bei 21°C, zum Schluss Regen, noch 3°C

Immer noch unter NullErst gut 300m geklettertUnd immer noch viel vor uns















WimVic

















Montag, 21.11.2011 - Panamint Valley - Riding at its best

Heute sollten wir wieder in die Zivilisation kommen. Bevor dem so ist, durchfahren wir das Panamint Valley nach Süden. Das Fahren in diesem breiten Tal, das der US Air Force auch als Testgelände dient (einmal donnert ein Jet so knapp über unsere Köpfe hinweg, dass wir alle instinktiv den Kopf einziehen) kriegt - abgesehen vom Jet-Intermezzo schlicht die Note 6! So könnte es immer sein: ein schönes, zwar karges Tal, eine akzeptable Strasse, kaum Verkehr, und wir kommen gut voran.
Zwar sagt uns unsere Planung, dass es irgendwann mal zünftig in die Höhe geht, doch dies ist auf der Non-Topo-Karte erst auf den zweiten Blick und mit viel Phantasie erkennbar. Doch es ist tatsächlich so. Doch nach gestern erschüttert uns nichts mehr, und wir schiessen auf dem Weg nach oben noch einige Fotos. Nach 80 km sind wir in Trona, einem Ort an dem ich mich nie und nimmer niederlassen würde, und nach 120 km sind wir in Ridgecrest an unserem Tagesziel.
Der RV Park ist nicht wirklich für Zelter eingerichtet, aber wir quartieren uns mangels Alternativen trotzdem ein.
Danach fahren wir ins Städtchen für einen Kaffee und etwas Planungssession. Wim und Vic merken, dass ihnen die Zeit langsam davonläuft. Vic hat von hier noch 7 Tage Zeit um nach San Francisco zu kommen. 2 Tage benötigen wir schon mal nach Bakersfield, und von dort sind's noch 300 Meilen / 480 km nach Frisco. Machbar, aber in 5 Tagen saustressig. Die beiden überlegen sich, in Bakersfield ein Auto für an die Küste zu mieten und dann von dort die restlichen 400 km zu fahren. Bei diesen 100km/Tag-Plänen bin ich nicht mehr dabei. Ich nehme es gemütlicher.

Tag 144: Distanz: 122.37 km - Fahrzeit: 4h55 - Höhenmeter: 990 - Wetter: schön, ca. 12°C

Panamint ValleyEtwas Schnee hats auch gegebenChristian vor dem Panamint Valley
















Dienstag, 22.11.2011 - Der letzte wirkliche Berg heute?

Nach dem schönen Fahren vom Vortag war der Kater danach nicht weit. Dies kam in der Form von einem RV Park, der für uns kaum etwas angenehmes bereithielt. Dazu kam (dafür kann der RV Park jedoch nichts), dass das Kondenswasser im und auf dem Zelt am Morgen gefroren war. Mit der wärmer werdenden Sonne taute dies zwar auf, vermochte es aber nicht mehr zu trocknen. So kommt das tuch nass ins Gepäck. Doch ich bin bestrebt, heute genügend früh am ausgemachten Ort anzukommen, um nicht eine feuchte Nacht verbringen zu müssen.
Dieses Tagesziel liegt am Lake Isabella, und der Weg dorthin führt über den Walker Pass. Auf 1600 Metern Höhe gelegen verlangt er uns abermals 1000 HM ab, doch ich glaube hier sagen zu können, dass ich dort oben wohl zum letzten Mal auf dieser Tour auf einem Pass mit mehr als 1000 müm gestanden bin. Auf der anderen Seite gings erst rasant, später gemütlich wieder bergab.
Doch mit der Gemütlichkeit war es dann plötzlich nicht mehr weit her, als hinter einem Zaun plötzlich 3 Hunde laut zu bellen und mir hinterher zu rennen begannen. Und tatsächlich hatte dieser Zaun ein Loch, durch welches die Viecher hindurchkrocken und auf der Strasse Jagd nach mir machten. Zwei der Köter wurde ich durch lautes anschreien los, doch der dritte wurde aber eher noch aggressiver und begann nach meinen Saccochen zu schnappen. Der Bärenspray war schnell zur Hand, doch da hatte er schon wieder losgelassen, dabei aber eine Schnalle abgerissen. Sauhund!
Sorry hier an alle, die diese Tiere als des Menschen besten Freund betrachten und sich über meine Namensgebung aufregen. Ich habe aber für solche Begegnungen gar nichts übrig. Hätte sich der dritte Hund heute nur eine sekunde länger an meiner Saccoche verbissen, er hätte eine Ladung Pfefferspräy in die Fresse gekriegt, mir egal, was danach mit ihm geschieht.
Mein Puls war auf jeden Fall all die Berge hoch nie so am rasen wie nach diesem Erlebnis.
Nach gut 85 km war ich im KOA von Lake Isabella und hatte genügend Sonne übrig, um meine nassen Sachen zu trocknen. Wim und Vic treffen rund 45' später ein. Sie hatten ihre obligate Mittagspause extensiv genossen

Tag 145: Distanz: 85.72 km - Fahrzeit: 4h55 - Höhenmeter: 1024 - Wetter: schön, aber kühl, 12°C

Eis auf dem ZeltHimmlischer Wegweiser. Ich nehme linksJoshua Tree
















Mittwoch, 23.11.2011 - Runter ins Central Valley

Auch heute morgen ist mein Zelt wieder nasser als Wim's, und diesmal lasse ich es stehen bis es trocken ist. Bakersfield ist unser heutiges Ziel. Die Geschichte der Fahrt ist schnell erzählt: erst für 40 km ständiges auf und ab, dann eine rasante Talfahrt auf einer Strasse mit einer bestenfalls 5 cm breiten Shoulder, und zum Schluss nochmals 20 km durch die Stadt. Wim hat in der Nähe des Flughafens ein Motel reserviert, um morgen rasch das Mietauto in Empfang nehmen zu können.
Morgen trennen sich unsere Wege also.

Tag 146: Distanz: 90.30 km - Fahrzeit: 4h10 - Höhenmeter: 602 - Wetter: schön, erst 13, in Bakersfield 25°C

Schöne aber enge Talfahrt
















Donnerstag, 24.11.2011 - Split-up day

Wim und Vic verlassen Bakersfield motorisiert, ich bleibe weiterhin bei meinen zwei Rädern.
Apropos Räder: in meinem Hinterrad dreht sich immer noch mein gebasteltes Felgenband, mittlerweile schon seit über 660 Kilometern ohne Probleme zu bereiten.
Heute will ich nach Lost Hills, irgendwo im Nirgendwo des Kalifornischen Central Valleys. Doch erst will ich noch etwas Benzin für meinen Kocher kaufen. An Thanksgiving etwas schwieriger, aber nur unwesentlich: Walmart hat offen. Und überrascht mich total! Anstelle der üblichen Gallone, von der ich gerade mal 1.5 Liter gebrauchen kann, führen sie sogar eine Literflasche! "Convenient Weekend Size" steht da drauf. Für mich reicht das für einen ganzen Monat :-)
In Shafter treffe ich Alex, eine velofahrende Kanadierin auf dem Weg nach Süden ("So weit wie sie komme"). Wir tauschen Infos über die Strecken aus, denn wir reisen in genau entgegengesetzter Richtung.
In Lost Hill gibts einen RV Park, doch der hat keine separaten Zelter-Preise und will die gleichen 33$ wie für ein RV. Weil im nahegelegenen Motel die Nacht nur 5$ mehr kostet ist die Entscheidung eine einfache...

Tag 147: Distanz: 78.66 km - Fahrzeit: 4h05 - Höhenmeter: 64 - Wetter: gut, dunstig, nicht so warm bei 15°C

Im Central Valley von Kalifornien
















Freitag, 25.11.2011 - James-Dean-Tag

Zur Stärkung am Morgen bediene ich mich von der Auswahl des nahe gelegenen Truck-Stops. Viel gesundes gibt es da nicht. Aber was solls, ich verbrenne eh alles - im Gegensatz zum autofahrenden Volk hier. Kurz nach 9 Uhr bin ich auf dem Velo und nehme die gut 100 km nach Paso Robles in Angriff. Als erstes passiere ich Blackwell Corner, der Ort an dem James Dean 1955 zum letzten Mal lebend gesehen wurde. Einige Kilometer und einen Hügel später komme ich zur James Dean Memorial Junction, die Kreuzung an der er 24jährig sein Leben liess. Gleich danach kommt eine Raststätte (mit feinem Erdbeer-Milkshake!) bei der ein Japaner (...) ein Mahnmal errichtete.
Ich habe mich nie so wirklich mit James Dean befasst. Deshalb erstarre ich nicht gleich in Ehrfurcht, sondern geniesse meinen Milkshake im Schatten des Baumes, um welchen das Mahnmal gebaut ist.
Ihr seht schon, wenn ich über solches berichte ist sonst wenig gelaufen. Ich bin auch praktisch den ganzen Tag auf dem Hwy 46 unterwegs, der mir, je näher wir nach Paso Robles und der Kreuzung mit Hwy 101 kommen, zu viel Verkehr hat. In Paso Robles muss ich dann für einige Kilometer dann auch auf die 101 (Freeway), und ganz zum Schluss diese auch noch nach links kreuzen! Juhui! Doch der Unbill nicht genug: der RV Park, der weiss gott genügend grüne Fläche für ein Zelt gehabt hätte, will keine Zelter... Mit einem verärgerten "That's very disappointing" lasse ich die beiden Tanten in ihrem Office, schon wissend, dass die nur die Anordnungen ihres Chefs ausführen. Aber sie haben sich auch nicht bemüht, eine anständige Alternative herauszufinden.
Anyway, so kreuze ich den Freeway noch einmal und fahre weiter nach San Miguel. Auf dem Weg dorthin halte ich Ausschau nach möglichen wilden Campingplätzen, werde aber nicht fündig. Im Örtchen frage ich im Shop nach, und der einzige Vorschlag ist das einzige Motel des Dorfes. Nach einigem hin- und her mit mir selbst entscheide ich mich, die Nacht dort zu verbringen.

Tag 148: Distanz: 120.67 km - Fahrzeit: 6h10 - Höhenmeter: 776 - Wetter: erst bewölkt, dann schön, 22°C

James Dean am Blackwell CornerJames Dean Memorial KreuzungJames Dean Mahnmal
















Samstag, 26.11.2011 - Es passt heute einfach alles wieder

Weil ich im Motel übernachtete bin ich bereits um 8 Uhr wieder auf dem Göppel. Der Morgen hat mich mit dichtem Nebel empfangen (zum Glück muss ich jetzt nicht den Freeway überqueren...), und die ersten Kilometer erinnern mehr an eine Ausfahrt im herbstlichen schweizerischen Mittelland. Doch um 9 Uhr war diese Suppe weg und der Blick frei auf das Indian Valley. Ich habe eine wunderschöne, verkehrsarme und hüglige Strasse erwischt, 'riding at its best' wieder einmal. Das einzige, was mich so richtig stört sind die Zäune. Gleich neben der Strasse beginnt die Natur, doch diese ist praktisch durchgehend hinter Zäunen, an deren Pfosten einem alle 500 m ein Schild mit 'Keep out', 'Private Property' oder 'No Trespassing' entgegenschmettert. Mit Ausblick auf wildes Camping zwingt mich dies wohl oder übel zu einem 'Einbruch'.
Nach 64 km komme ich auf den Hwy 198, von welchem 100 m später der Hwy 25 weiter nach Norden abzweigt. Dieser setzt die schöne Strecke fort, und weil ich so früh losfahren konnte liegen noch viele drin. Ich hatte mir mal das Pinnacles National Momnument als Tagesziel vorgenommen - in der Hoffnung (aber nicht Erwartung) auf einen Campground dort.
9 km bevor ich zum Abzweiger komme treffe ich auf zwei Motorbiker, die mir sagen können, dass es dort definitiv einen Campground hat! Also doch kein Einbruch notwendig - cool!
Im Campground, der wegen des Thankgiving-Weekends sehr gut gefüllt ist habe ich lustige Campingnachbarn: Dror, Nancy und ihre beiden Kids. Diese verfeuern in der Feuerstelle wie die grossen den Gartenzaun ihres Nachbarn, und der ältere der beiden versucht sich als Biologe, indem er die gesammelten Wirbel eines Reh-Skeletts in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen versucht.
Schliesslich werde ich zu Wurst, Salat und Wein eingeladen und verbringe einen kurzweiligen Abend mit der Familie aus Santa Cruz.

Tag 149: Distanz: 124.14 km - Fahrzeit: 6h55 - Höhenmeter: 1248 - Wetter: erst neblig und kalt, dann sonnig und schön, 25°C

MorgennebelMonstermässiger TannzapfenIndian Valley
















Sonntag, 27.11.2011 - Vorerst letzte Campingnacht
 
Die Nacht war wieder kühl, das Zelt nass und die Sonne lässt sich hinter den Hügeln im Osten reichlich Zeit, bis sie sich zeigt und meine Sachen trocknet. Währenddem ich so am warten bin kommt Dror und fragt mich, ob ich mit ihnen auf einen Spaziergang kommen wolle. Die beiden Kids hätten gemerkt, dass sie nicht alle Wirbel gefunden hätten und wollen die noch suchen gehen. Ich möchte aber alsbald weiter und lehne deswegen ab. Später, nach gut 30 Kilometern auf den Weg nach Hollister überholen sie mich mit lautem Gehupe und Gejohle. Dror bietet mir an, mich und all mein Gepäck ein Stückchen mitzunehmen - und wieder möchte ich nicht annehmen. Grund: ich bin nahe an 9000 km Gesamtdistanz. Es könnte bis LA gerade so an die 10'000 km reichen, und dies ist schon eine Marke, die mir etwas bedeutet. Deshalb möchte ich auch selber fahren, was ich fahren kann.
Ich nehme mir aber vor, mich bei der Familie zu melden, wenn ich auf den Weg von San Francisco nach LA bin.
In Hollister muss ich erst in eine Macceria. Nicht wegen des Foods, sondern wegen des verfügbaren Wireless Internets. Will meine Camping-Optionen auskundschaften. Es wird wohl das letzte Mal campieren sein bevor ich in San Francisco eintreffe. Tatsächlich hats im Osten der Stadt einen RV Park, der gnädigerweise auch mich nimmt. Es wird meine 150. Nacht seit der Abfahrt am 1. Juli.

Tag 150: Distanz: 69.86 km - Fahrzeit: 3h40 - Höhenmeter: 306 - Wetter: stets schön, 22°C. Leichter (gegen-)Wind.

Rehe auf BesuchHwy 25
















Montag, 28.11.2011 - Ein Tag im Stadtgebiet

Die erhoffte Morgensonne zum Trocknen des Zeltes bleib tua, versteckt sich hinter Wolkenschleiern. Zum Glück war das Zelt nicht ganz so nass und so wird es trotzdem bald trocken. Heute geht es in Richtung San Jose. Die Sharks spielen heute zwar, aber leider ein Auswärtsspiel bei den Kings, also ist nix mit spontanem Eishockeymatch schauen.
Hier auf der Ostseite der San Francisco Bay ist von Gilroy her praktisch alles überbaut, kaum mehr Natur, die ich durchfahren kann. Und wie erwartet muss ich auch keinen Campground mehr suchen - es hat keine. So stelle ich mich auf das ein, was dann auch kommt: grosse Strassen, viel Verkehr, hektische Kreuzungen. Ich suche mir mit der Monterey Road vielleicht nicht die optimalste Strasse zum Radfahren aus, aber es ist eine, wo ich nicht andauernd die Karte zur Hilfe nehmen muss - sie führt schnurstracks nach Norden. Nur einmal sehe ich einen Veloweg, nehme diesen und fahre etwa 5 km zickzack, während die Strasse nebenan gerade mal 2 km weiterkommt... das lohnt sich auch wieder nicht. Das bewölkte Wetter wird nicht besser - im Gegenteil. Gegen Abend erwische ich mich sogar dabei, dass ich ein wenig friere. In dem Moment ist der Entscheid nicht mehr weit, das nächstbeste Motel zu finden. Dort schau ich mir das Monday Night Footballspiel an, gefolgt von Sharks@Kings und bald darauf gehts in die Federn.

Tag 151: Distanz: 79.06 km - Fahrzeit: 4h40 - Höhenmeter: 254 - Wetter: bewölkt und kühl, 10°C

Wieder Nebel am Morgen'Früchte' auf dem BaumFrüchte auf dem Ddraht
















Dienstag, 29.11.2011 - Treffe Vince in Oakland, und - erstes Unihockey seit vielen Monaten

Das Wetter ist heute Morgen noch zweifelhafter als gestern. Durch den Nebel sehe ich nicht mal die Flugzeuge, die in kaum 100 m Höhe über mich hinwegdonnern. Ich habe von Vince das Angebot erhalten, bei ihm in Oakland zu übernachten. Vince kenne ich von einigen Canada Cups in Toronto. Erst als Gegner, 2008 aber auch als Mitspieler in unserem Team, weil sein Team California nicht antreten konnte. Er ist ein super Kerl und ich freue mich riesig, ihn zu treffen. Er hat mich sogar gefragt, ob ich heute abend bei ihnen im Training mitspielen wolle - ich lass das noch offen, denn mit meinen Beinen mag ich vielleicht tausende von Kilometern radfahren oder einige dutzend rennen, aber zum meine Zeit auf 100 m Sprint zu stoppen braucht man keine Stoppuhr, sondern einen Kalender...
Auf jeden Fall nehme ich Vinces Angebot gerne an und ich schätze, dass ich etwa um 16 Uhr bei ihm sein könnte. Unterwegs finde ich tatsächlich drei Abschnitte, die durchs Grüne führen. Aber sonst: nur überbautes Gebiet und etwa 7 Ein/Ausfahrten von Autobahnen, die zu überqueren sind - etwas stressig.
Tatsächlich bin ich um 15:50 bei Vince, und wenig später ist auch er von der Arbeit zu Hause. Nach einer Dusche, einem herzhaften Mahl beim Mexikaner gehts dann tatsächlich los zum nächsten Highlight: das Unihockey Training des San Francisco Floorball Club. Sie alle meinen, sie hätten nicht die besten Trainingsbedingungen, dafür aber die beste Aussicht! Tatsächlich: von Treasure Island, wo sie trainineren hat man einen sensationellen Ausblick auf die nächtliche Skyline von 'The City' wie mir Vince erzählt wie die Franziskaner ihre Stadt nennen (Vergesst 'Frisco', das ist nur für Touristen). Der Schläger fühlt sich gut an, auch wenn der Kerl nicht immer machte, was ich wollte - und die Beine waren etwas hölzern. Aber dem Spass tuts keinen Abbruch. Aber nach knapp 2 Stunden herummrennen weiss isch jetzt schon, dass ich morgen werde leiden müssen.

Tag 152: Distanz: 93.00 km - Fahrzeit: 5h25 - Höhenmeter: 274 - Wetter: °C

San Jose SharksFaaaaaaaarben!Wo endet diese Strasse wohl?















Unihockey mit VinceUnihockey fühlte sich etwas komisch an
















Mittwoch, 30.11.2011 - If you're going to San Francisco...


... be sure to wear some flowers in your hair - so hat Scott McKenzie 1967 die Stadt und deren Leute besungen.
Gestern hat Vince für mich noch rausgefunden, dass ich meinen Plan - von Oakland nach Richmond, über die Brücke nach San Rafael und dann der Küsten entlang nach Süden über die Golden Gate Bridge nach San Francisco nicht realisieren kann. Die Richmond-San Rafael-Brücke hat keinen Pannenstreifen, für mich Göppel also nicht passierbar.
Wir lösen das Problem, indem wir zwei Fähren raussuchen, die mich erst von Oakland an den Pier 41 und dann von dort nach Tiburon im Norden bringt. Dort steige ich wieder auf den Göppel und fahre der Küste entlang (das dort ist die Goldküste von San Francisco) über Sausalito zum Fuss der Golden Gate Bridge. Dann gehts erst noch so richtig ruppig nach oben, wobei die Humoristen dort sogar noch ein Schild platziert haben: "Bicycles slow down" - vor einer 10%-Steigung :-) Oben angekommen wartet die nächste Schikane, denn an Wochentagen gehen/fahren die Fussgänger und Radfahrer auf der selben Seite über die Brücke. Sauglatt, ich muss also mein ganzes Zeugs erst die eine Treppe runter und nach der Unterquerung auf der anderen Seite wieder hochtragen.
Die Fahrt über die Brücke geniesse ich in vollen Zügen, und dies erst noch bei bestem Wetter. Ich gondele so langsam dahin, dass alle anderen Radfahrer (meist auf Rennrädern) mir ausweichen müssen :-)
Auf der Südseite der Brücke fahre ich dann noch durch den Golden Gate Park, bevor ich gen Downtown zusteuere und im Hostel Amsterdam mein Lager für die kommende Woche aufschlage. Ich bleibe eine Woche hier. Ich kann etwas Erholung ganz gut gebrauchen.

Tag 153: Distanz: 44.10 km - Fahrzeit: 3h24 - Höhenmeter: 488 - Wetter: tiptop schön, 20°C

Bay BridgeGolden Gate BridgeAuf der Brücke


















Die Etappen- und Tourdaten:

Distanz: 1274.1 km
Fahrzeit: 72h04
Höhenmeter: 10'308
Durchschnittssgeschwindigkeit: 17.6 km/h
Max. Geschwindigkeit: 67.6 km/h

Totale Tour bisher
Distanz: 9081.0 km
Fahrzeit: 557h32
Höhenmeter: 79'522

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